Iris Schmidt - Über ihren Weg von der Kosmetikerin bis zur AMS-Spitze
Shownotes
In der neuesten Folge des Let’s Get Visible Podcasts spreche ich mit Iris Schmidt, der Landesgeschäftsführerin des AMS Oberösterreich. Ihr beeindruckender Weg – von der Lehre als Kosmetikerin bis an die Spitze des AMS – zeigt, was mit Disziplin, Lernbereitschaft und klaren Zielen möglich ist.
Gemeinsam sprechen wir über ihren Werdegang, die Herausforderungen und Chancen, die sie auf ihrem Weg gemeistert hat, und darüber, wie sie als alleinerziehende Mutter Karriere und Familie in Einklang gebracht hat. Iris Schmitt gibt wertvolle Einblicke in die aktuelle, sehr dynamische Arbeitswelt, betont die Bedeutung von Sichtbarkeit und erklärt, warum Frauen ihre Kompetenzen selbstbewusst zeigen sollten.
Eine inspirierende Folge für alle, die sich weiterentwickeln möchten – jetzt reinhören!
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Iris Schmidt: Ich glaube, wenn man als Dienstnehmer in einem Unternehmen ist und mit offenen Augen und nicht verkleart und verblendet durchs Unternehmen geht, dann sieht man ja auch, wie es dem Unternehmen geht. Man sieht ja, will ich dort weiter meine Dienstleistung oder meine Arbeit verrichten? Möchte ich das dort? Passt das zu meinem Umfeld? Habe ich Entwicklungsmöglichkeiten? Wie steht das Unternehmen da? Wie steht das Unternehmen zu mir als Dienstnehmerin? Bin ich jetzt, sage ich es überspitzt, einfach Humankapital oder bin ich doch vielleicht ein ganz wesentlicher Part in diesem System? Wesentlicher Part
Carolin: in diesem System. Herzlich willkommen zu Let's Get Visible, der Podcast, der dich mit Mut und Inspiration auf deinem Weg in die Sichtbarkeit unterstützt. Hier sind deine beiden Gastgeberinnen, Caroline Aleschibel und Katharina Anna Ecker. Ich freue mich auf ein sicher inspirierendes Gespräch mit meiner heutigen Sichtbarkeitsheldin. Sie ist eine beeindruckende Karrierefrau. Ihre berufliche Reise begann spannenderweise mit einer Lehre als Kosmetikerin. Sie ist Mutter einer mittlerweile erwachsenen Tochter und findet ihren Ausgleich von ihrem anspruchsvollen Job beim Kochen und Ausflügen aus Zeiten. Ich hoffe, wir haben da gut recherchiert.
Carolin: Begrüßen Sie mit mir die Landesgeschäftsführerin des AMS Oberösterreich, Iris Schmidt.
Iris Schmidt: Vielen Dank für die Einladung und Sie haben gut recherchiert.
Carolin: Habe ich gut recherchiert. Herzlich willkommen, ich freue mich. Ich weiß, Ihr Kalender ist sehr, sehr voll und wir haben ein bisschen Geduld haben müssen, dass wir zusammenfinden. Aber umso mehr schöner ist es, dass Sie heute da sind. Ja, Sie haben angefangen, wir fangen gleich einmal mit der Karriere an, Sie haben angefangen als Kosmetikerin. Das ist sehr spannend. Der Weg interessiert mich. Wie haben Sie das geschafft, dass Sie im AMS ganz oben landen?
Iris Schmidt: Ja, es sind einige Jahre dazwischen vergangen, das muss man auch dazu sagen. Und ich habe mit 18 zum Leidwesen meines Vaters die Schule abgebrochen. Ich bin in die HDL für Nachrichtentechnik damals gegangen und mein Vater hat damals schon sehr vorausschauend Frauen in die Technik gesehen, allerdings war seine Tochter technisch etwas unbegabt, das muss ich ehrlicherweise sagen. Ja, und wie das Leben so spielte, ich wollte dann etwas ganz Konträres machen. Mit 18 konnte ich selbst entscheiden, habe aber nicht nur entschieden, einen neuen Berufsweg für mich einzuschlagen, sondern eben auch gleichzeitig bin ich von zu Hause ausgezogen. Damals also sehr bald eigentlich selbstständig gewesen. Habe dann in weiterer Folge allerdings auch gemerkt, dass dieser Weg vielleicht nicht ganz erfüllend ist oder ich doch noch einiges mehr machen möchte. Ich habe dann noch eine Lehre als Bürokauffrau hinten dran gelegt, war dann immer im Bürobereich und habe dann bei einer internationalen Autovermietung gearbeitet, hatte dort schon eine kleine Führungsposition, war recht stolz und dann bin ich schwanger geworden, was in dem Zusammenhang sich dann sehr schwierig herausgestellt hat.
Iris Schmidt: Das ist einfach mit den Arbeitszeiten, Flughafen, in der Nacht und so weiter alles nicht mehr ganz so einfach zu vereinbaren waren und bin dann, wie viele andere auch, wenn man sich beruflich neu orientieren möchte, zum AMS gegangen und wollte dann mal wissen, was es für Möglichkeiten vor mir gibt, die ich geben würde. Die Möglichkeiten, die mir dort offenbart worden waren, wollen sie nicht bei uns anfangen. Und ich habe mir gedacht, gut, ich weiß jetzt nicht so viel über das AMS, aber es hört sich interessant an und bin dann so zum AMS gekommen, habe dann im AMS natürlich weiter an meiner Karriere gearbeitet habe, dann eben auch die Studienberechtigung und ein berufsbegleitendes Studium absolviert. Ja und so kommt man dann mit viel, sage ich einmal, Disziplin auf Verzicht, aber schon mit einem klaren Willen, wo man hin will, auch bis an die Spitze.
Carolin: Spannend, spannend. Es hat sich nämlich jetzt sehr leicht angehört und dann kam das und dann kam das und dann kam das und dann sind wir schon da. Aber gut, dass sie das nochmal gesagt haben mit der Disziplin, besonders wenn sie auch noch ein Kind zu versorgen hatten. Da waren sie wahrscheinlich auch sehr jung, oder?
Iris Schmidt: Naja, ich habe meine Tochter bekommen mit 29 und war also Alleinerzieherin. Ich sage mal so, es hat alles seine Vor- und seine Nachteile. Man sitzt da mit einer gewissen Distanz. Ich will jetzt nicht sagen verkleart, auf keinen Fall, aber oft ist vielleicht sogar ganz spannend, man geht den Weg, ohne dass man zu viel vorher weiß. Bei manchen Dingen denke ich mir selbst, wie hast du das eigentlich geschafft damals, oder Wie sehe ich das ausgegangen? Meine Tochter hat mich über Jahre hinweg nur lernend in der Nacht erlebt, also nachdem sie dann ins Bett gegangen ist, war dann sozusagen meine Zeit. Und ja, ich glaube, man lernt einfach über sich selbst unglaublich viel, auch was man schaffen kann und was man schaffen will.
Carolin: War die Karriere immer in Ihrem Kopf?
Iris Schmidt: Nein, also Karriere jetzt per se, ich habe jetzt nie so einen Plan gehabt, wenn ich da bin, dann gehe ich als nächstes dort hin und dann als nächstes. Es hat sich eher im Gehen entwickelt. Und wenn man dann von einer Station zur nächsten, sage ich einmal, geht, dann wächst man natürlich immer wieder über sich hinaus. Man ist dann stolz auch natürlich auf das, was einem geklungen ist. Ich will jetzt nicht sagen passiert, manches passiert einem dann auch. Aber man hat natürlich nicht nur positive Seiten, das muss man auch so sagen. Es sind auch viele Momente, wo man sich selbst hinterfragt, wo man sein Leben hinterfragt, wo man auch natürlich der Familie gegenüber durchaus auch mal ein schlechtes Gewissen hat oder gewissen Spieße. Auf der anderen Seite war mir schon immer wichtig, dass ich mich so verwirklichen kann, dass ich mit dem, was ich tue, glücklich bin, zufrieden bin und auch stolz bin.
Iris Schmidt: Und das war halt oft so ein Abwägen. Gehst du jetzt den Schritt oder gehst du ihn nicht? Im Nachhinein gesehen waren manche Schritte anstrengend, manche wären aus jetziger Sicht auch entbehrlich gewesen, aber sie haben offensichtlich auch dazu geführt, dass man in der Persönlichkeit zu der Person wird, die man dann letztendlich ist. Da finde ich mich ganz nett.
Carolin: Ich finde das ja jetzt so lieb, wenn Sie die Frau Schmidt sehen würden, die Bruna, der Hund sitzt heute im Büro dabei und die lässt sich hier unentwegt graulen und genießt, dass sie da dabei ist. Also mittendrin. Voll schön.
Iris Schmidt: Das ist sehr angenehm. Frau Schnitz, wie war
Carolin: denn das, als Frau diese Karriere zu machen? Ich meine, wir sind ja jetzt, Wir stehen ja immer noch so, dass wir sagen, es sind noch nicht so viele Frauen in Führungspositionen, wie es sein sollten. Sie sehen das ja als AMS auch besonders. Wie war denn das damals? Wahrscheinlich noch mal ein Happenschwieriger, oder?
Iris Schmidt: Also das AMS als Organisation hat immer schon Frauen motiviert und gestärkt auf dem Weg der Karriere oder wenn man Karriere geben möchte, da zu unterstützen. Da muss man sagen, es ist sicher der Organisation geschuldet, dass dieser Weg auch, sage ich mal, relativ einfach zu gehen war. Einfach zu gehen im Sinne von, es war jetzt nicht die Frage, bist du Mann oder Frau. Bei uns ist es so, dass bei gleicher Eignung sogar Frauen bevorzugt werden und von daher kann ich in dem Umfeld nicht sagen, dass ich irgendwann einmal das Gefühl gehabt hätte, es ist jetzt ein Unterschied, ob Frau oder Mann. Was man natürlich schon merkt, ist, wenn man dann ein Tick weit aus dieser Blase herausgeht, ich sage Blase, AMS, in Bezug auf das Thema Gender, Da merkt man schon noch, wie groß die Unterschiede teilweise sind. Man merkt, der Weg ist der richtige, es verändert sich einiges. Ich merke das auch immer mehr, wenn man bei Veranstaltungen ist, dass diese Welt auch weiblicher wird. Wenn wohl, ich sage, da ist nun Luft nach oben.
Iris Schmidt: Es ist natürlich ein klarer Überhang an Managern, Managerinnen, zumindest in dem Umfeld, das ich dann wahrnehme, aber die Frauen werden immer mehr. Können Sie das als AMS mit beeinflussen? Haben Sie da irgendwie eine Möglichkeit, mit den Unternehmen zu sprechen und da Einfluss zu nehmen? Ja, natürlich können wir das. Also bis zu einem gewissen Grad muss man jetzt dazu sagen. Die Unternehmenskultur per se, da hilft es oft, wenn man natürlich aufzeigt und Themen anspricht. Das ist auch eine unserer Aufgaben, denen wir gesetzlich verschrieben sind als AMS. Also das Thema Gleichberechtigung ist gesetzlich verankert und da leisten wir schon einen guten Beitrag dazu. Ich glaube, es ist aber auch bei vielen Unternehmen mittlerweile bewusst, dass es nicht eine Frage des Nettseins oder will ich oder will ich nicht ist mittlerweile, sondern es ist einfach den Umständen geschuldet. Frauen sind einfach am Arbeitsmarkt präsent, Frauen sind gut in der Arbeit oder genauso gut wie Männer oder teilweise besser oder genauso wenig gut.
Iris Schmidt: Also da ist kein Unterschied und die Rahmenbedingungen glaube ich lassen es mittlerweile zu, dass Unternehmen in diese Richtung anders denken müssen eigentlich, auch dieses Thema Diversität anders zu leben. Also die Gesellschaft hat sich weiterentwickelt, die Rahmenbedingungen sind andere geworden und da muss man als Unternehmen mitgehen, wenn man nicht auf der Strecke bleiben will. Und ich denke, das ist eben nicht nur eine Frage, will ich das oder ist das jetzt so ein nettes Entgegenkommen, sondern das ist einfach auch eine Frage des Fortkommens oder Weiterkommens des Unternehmens.
Carolin: Haben Sie das Gefühl, dass die Frauen verstanden haben, wie wichtig es ist, dass sie nicht nur ein bisschen arbeiten, sondern dass zum Beispiel auch mehr arbeiten, mehr in die Pensionskasse einzubezahlen?
Iris Schmidt: Ja, also ich denke, dass es nicht die Frage ist, haben sie es verstanden. Also verstehen, glaube ich, tut es jeder, dass es notwendig ist, in ein Sozialsystem einzuzahlen, aus dem ich nachher, wenn es notwendig ist, auch eine Versicherungsleistung wieder zurückbekomme. Ob das jetzt das Arbeitslosengeld ist oder in weiterer Folge die Pension, das versteht einmal grundsätzlich jeder. Ich glaube, wo es viel noch an Information oder vielleicht Sichtbarmachen braucht, ist, wie hoch ist denn das, was ich bekomme, wenn ich in eine Situation komme, wo ich aus dieser Versicherungsleistung etwas heraus wieder nehme. Was ich damit zum Ausdruck bringen will ist, wenn jemand Teilzeit arbeitet, dann zahlt er eben auch weniger in das Versicherungssystem ein und bekommt eben aus dem heraus auch weniger aus diesem Versicherungssystem zurück. Das kann jetzt vielfältige Ursachen haben. Das kann sein, weil man keine andere Möglichkeit hat. Jetzt spreche ich da das Thema Kinderbetreuung an.
Iris Schmidt: Das kann aber auch die Ursache sein, dass ich pflegende Angehörige habe. Und da sind wir jetzt schon in einem Thema drinnen, Pflege und Betreuung ist in erster Linie weiblich. Und genau das ist einfach ein Thema, das wir jetzt im Moment sehen, das immer mehr aufpoppt. Das hat jetzt mehrere Facetten. Erstens einmal sind mehr Frauen am Arbeitsmarkt. Das ist gut. Das ist einmal das Gute daran.
Carolin: Frauen sind ja super gebildet.
Iris Schmidt: Ja, genau. Und man muss auch dazu sagen, sie bringen auch andere Kompetenzen mit als manche Männer. Da geht es oft Themenbereiche, wo ich sage, das liegt einfach allein an der Sozialisierung. Den habe ich noch nicht in der Realität betont. Genau, also so Themen wie Fürsorgepflicht oder sonstiges. Da haben Frauen andere Voraussetzungen oft mit, als wie Männer teilweise. Man muss immer aufpassen, dass man es nicht so sehr polarisiert. Aber tendenziell muss man sagen, sind sie unterschiedlich.
Iris Schmidt: Und genau diese Unterschiedlichkeit, diese Diversität, die macht es natürlich im Berufsleben aus. Und da ist jetzt genau eben dann diese Schere drinnen, die wir als Arbeitsmarktservice sowohl auf der einen Seite sehen ganz stark, wenn es darum geht, wenn die Situation eintrifft arbeitslos zu werden, wie viel Geld bekommen Frauen dann aus diesem Arbeitslosenversicherungstopf heraus im Verhältnis zu Männern. Da ist eine riesengroße Schere. Also das bedeutet, da geht es nicht nur das Grundeinkommen schon, das offensichtlich, wo da schon ein Unterschied sein muss, sondern man sieht es eben auch ganz, ganz stark bei dieser Teilzeitsituation. Und wenn ich halt einfach nur Teilzeit arbeite, dann zahle ich eben auch, kriege ich erstens mal nur Teilzeit im Lohn, das ist klar. Gut, das kann ich mir jetzt unter Umständen vielleicht noch richten oder man hat andere Lebensphilosophien. Da muss man wirklich unterscheiden. Ich tu mir auch immer schwer zu sagen, alle müssten jetzt Vollzeit arbeiten.
Iris Schmidt: Ich glaube schon, dass es die Wahlfreiheit gibt, aber hinter dieser Wahlfreiheit muss Punkt A die Möglichkeit stehen, es auch anders zu gestalten, also Vollzeit arbeiten zu können. Das ist die eine Seite und ich muss mir auf der anderen Seite eben auch bewusst sein, was es heißt, wenn ich dann in eine Situation komme, wo vielleicht der Lebenspartner wegfällt, wo ich auf einmal auf Einkommen angewiesen bin, wo ich vielleicht krank werde, wo ich vielleicht manche Dinge nicht mehr so tun kann oder Dinge nicht mehr so gegeben sind, wie sie in der Situation dann sind, wo es vielleicht angenehmer wäre. Und da braucht es meiner Meinung nach viel, viel mehr Bewusstseinsbildung, weil meistens wird es den Frauen, jetzt spreche ich eher von Frauen, wenn das wirklich eher Frauen trifft, dann bewusst, wenn sie in diese Situation kommen, nur da ist es dann oft zu spät. Weil wenn ich jetzt, also wir sehen das jetzt gerade, wir haben einen starken Anstieg von Frauen auch aus Teilzeitbeschäftigung und wenn ich mir anschaue, was die durchschnittlich an Arbeitslosengeld bekommen im Monat, dann sind wir da bei 400, 500 Euro und dann weiß jeder, davon kannst du nicht leben. Das heißt, du wirst nicht einmal eine Miete bezahlen. Da geht sich gar nichts mehr aus. Also das heißt, ich begebe mich ab diesem Zeitpunkt in eine Abhängigkeit, nämlich auf der einen Seite entweder in die von meinem Lebenspartner. Im Idealfall oder mit viel Glück habe ich vielleicht Rahmenbedingungen, dass ich irgendwie ein Vermögen auf der Seite habe oder was auch immer.
Iris Schmidt: Okay, das mag sein, aber das ist nicht bei der Mehrheit, sondern das ist eher bei der Minderheit. Oder ich begebe mich halt in die Abhängigkeit von einer Sozialhilfe, einem Partner oder sonstiges. Und das ist jetzt nur eine Facette des Lebens, wo man sagen kann, na gut, mir passiert das nicht und wenn mir das passiert, obwohl niemand davor gefeiert ist, niemand, aber gut, dann geht es halt, der nächste Schritt ist dann die Pension. Und wenn man dann dort hinschaut, dann sehen wir den gleichen Effekt. Und Das ist natürlich schon etwas, was nachdenklich macht und was auch jeden Menschen, und jetzt sage ich bewusst Menschen, es gibt auch immer mehr Männer, die Teilzeit arbeiten, wennwohl deren Gründe oft andere sind. Da geht es hauptsächlich Weiterbildung, Qualifikation. Aber das sollte sich jeder einfach vor Augen führen. Was bedeutet es, wenn ich dann in die Situation komme und was heißt das für mein Einkommen oder für meinen Lebensunterhalt und wie will ich ihn dann bestreiten? Und da muss man Entscheidungen treffen.
Iris Schmidt: Ich sage jetzt nicht das, das, das. Das muss jeder Mensch für sich entscheiden. Man muss ihm über das Risikobewusstsein, dass ich in dem Moment eingehe. Und da glaube ich braucht es mehr Information. Es gibt viel Information darüber, aber das Problem ist halt immer, dass man meistens erst dann für so etwas sensibilisiert ist, wenn es einen unmittelbar betrifft.
Carolin: Das ist ja meistens so, egal was es geht, man schaut dann hin, wenn es einen wirklich betrifft und nicht vorher und dann ist ja eigentlich schon zu spät.
Iris Schmidt: In der Situation definitiv, weil das Arbeitslosengeld wird dadurch nicht mehr. Man kann nur schauen, dass man ihn dann so schnell wie möglich eben auch wieder in Beschäftigung kommt und dann nach Möglichkeit hoffentlich daraus gelernt hat. Ja, wenn es eben auch irgendwie die Umstände ermöglichen. Das muss man immer dazu sagen. Es hat viele Facetten und es ist nicht schwarz-weiß, sondern da sind die Grau- oder Buntbereiche ganz ganz groß.
Carolin: Jetzt wo ich die Expertin da sitzen habe, muss ich noch eine Frage dazu stellen, bevor wir dann zum Thema Sichtbarkeit wechseln. Ich habe nämlich heute morgen im Radio ist es erst gekommen, da ist ein Beispiel gekommen von einer 60-jährigen Marketing-Expertin, die schon vier Monate glaube ich auf Jobsuche ist, über 400 Bewerbungen draußen hat und findet keinen Job und was sie auch immer wieder durch die Blume hört, es ist das Alter. Wie schaut das aus? Haben wir da richtig schlechte Karten, wenn wir im Alter mal aus unserem Job rausfallen? Es ist ja heute so, dass wir nicht mehr 20 Jahre im
Iris Schmidt: gleichen Job bleiben. Ja und nein. Also man muss ehrlicherweise sagen, je älter man wird und je weiter man Richtung Pensionsantrittsalter kommt, ist es durchaus schwieriger, dann oft wieder in Beschäftigung zu kommen, vor allem in adäquate oder die, die man sich selbst vorstellt. Wobei man sagen muss, es hat sich mittlerweile sogar einen Tick weit verbessert. Und da hat uns, muss man sagen, die Zeit 21, 22 nach Corona, wo einfach so ein starker wirtschaftlicher Aufschwung da war, dass jede Arbeitskraft gefragt war, in die Hände gespielt. Nämlich im Sinne dessen, dass man da keine Entscheidungsfreiheit mehr gehabt hat und gesagt hat, naja, jetzt den will ich nicht oder die will ich nicht oder das passt nicht oder das, sondern da war wirklich eher so, dass die Firmen Händeringend Menschen gesucht haben, die bei ihnen arbeiten.
Carolin: Das war ein richtig starker Arbeitnehmer in den Markt, oder?
Iris Schmidt: Genau, das war ein ganz starker Arbeitnehmer in den Markt, der sich natürlich eben auch altersmäßig so abgespielt hat, dass Firmen drauf gekommen sind, naja, eine Person, die jetzt, weiß ich nicht, 55 ist, die geht hoffentlich, hoffentlich nach zehn Jahren jetzt in die Arbeit und bei zehn Jahren, das habe ich bei einem Jungen auch nicht in den Garanten.
Carolin: Da weiß man nicht einmal, ob die noch ein Jahr da sind.
Iris Schmidt: Ich wollte gerade sagen, wenn Sie junge Menschen teilweise fragen, wo siehst du dich in fünf Jahren, dann werden sie große Augen bekommen, aber sicher keine klare Antwort. Also das bedeutet, da hat sich schon etwas verändert, aber natürlich verfallen manche dann auch schnell wieder in alte gewohnte Muster, das gilt auch für das Recruiting, wenn sich die Lage verändert hat. Im Moment haben wir eben jetzt gerade die Situation, dass die Wirtschaft doch vor starken oder schweren Herausforderungen und großen Herausforderungen steht. Dahingehend eben eher redimensioniert wird und versucht wird eben das Personal so aufzustellen, dass man durch diese schwierige Zeit gut manövrieren kann. Und da behält man sich halt dann wieder eher an altbewährten Mustern, als wie neue Wege zu gehen. Obwohl ich glaube, gerade jetzt wäre eigentlich die Zeit, hier genauer hinzuschauen. Wir sollten was gelernt haben, oder nicht? Ja, im Idealfall sollten wir gelernt haben. Man sieht allerdings, dass die Lernphasen manchmal nur sehr kurz dauern und die Nachhaltigkeit dann zu wünschen.
Iris Schmidt: Manchmal braucht es vielleicht noch schlimmere Einschnitte, dann auch entsprechend daraus lernen zu ziehen. Aber ja, je älter man wird, umso schwieriger tut man sich in manchen Bereichen, in manchen Branchen natürlich auch Arbeit zu finden. Und vor allem ist eben eine Zeit einer wirtschaftlichen Schwächere in ausgeprägten Dynamik nie vorteilhaft für ältere Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen.
Carolin: Als Laie würde ich sagen, ich habe es noch nie erlebt, dass der Arbeitsmarkt so dynamisch war. Einmal wie gesagt total der Arbeitnehmerinnenmarkt und jetzt habe ich das Gefühl, es ist komplett wieder umgekehrt. Sehe ich das richtig?
Iris Schmidt: Sie sehen das völlig richtig. Wir haben uns einmal die Mühe gemacht, also Mühe, wir wollten es einfach wissen, ob nur bei uns so das Gefühl ist, es geht eben entweder steil bergauf oder steil bergab. Und natürlich sind die Herausforderungen, die uns da begleiten auch entsprechend. Wir haben uns das von 1990 weg angeschaut und haben uns so ein bisschen die Zyklen angeschaut, immer so im Zehnjahresrhythmus, wie hoch waren denn da pro Jahr immer so die Ausschläge bei den Arbeitslosenquoten. Wir haben uns auch die Arbeitslosenquoten angeschaut, insofern ganz gut, weil das spiegelt unselbstständig Beschäftigte und arbeitslose Personen und das Erwerbspotenzial wieder. Also da habe ich alle Facetten drinnen. Und da haben wir schon gesehen, also in den Jahren, also von 1990 bis 2000, da haben wir so Schwankungsbreiten pro Jahr gehabt, die waren maximal 1, 4 Prozent. Das Jahr drauf, glaube ich, waren es 1, 8 oder was, also es ist nie mehr in der Abweichung gewesen als in Summe 1, 9 Prozent.
Iris Schmidt: Und alleine von 2020 bis 2024 hatten wir 2, 5 Prozent Schwankungsbreiten. Also da sieht man, es ist nicht nur ein Gefühl, ein subjektives, sondern das ist auch objektiv mit Zahlen darlegbar, wie rasch eben hier der Wandel eintritt zwischen einer enormen hohen Wirtschaftsdynamik und genau eben diesem Tal, in dem wir uns jetzt auch gerade befinden, wo man eben auch uns schwert, uns zu sagen, wie lange dauert es. Das Problem ist nur, dass leider Gottes jetzt gerade die Rezession auch länger dauert, als wir jemals irgendwo erlebt haben.
Carolin: Wie können wir ArbeitnehmerInnen uns dafür wappnen? Was wird in Zukunft gefragt? Wie schaut die Zukunft aus?
Iris Schmidt: Also ich glaube, man kann sich am besten wappnen, indem man sehr resilient dem entgegenwirkt. Nämlich man darf sich nicht verunsichern lassen auf der einen Seite. Es ist klar, dass man jetzt nicht verklärt in diese Situation geht. Aber man muss auch immer wachsam und offen sein. Man muss sich weiterentwickeln. Man braucht eine Lernbereitschaft. Man sollte auch nicht zu sehr auf einen Bereich fokussieren, sondern wirklich ein bisschen breiter schauen, welche Möglichkeiten gibt es. Man darf auch mutig sein, man darf mutige Schritte gehen und einmal sagen, in diesem Bereich sehe ich nicht meine Zukunft.
Iris Schmidt: Das kann jetzt daran liegen, dass ich vielleicht nicht für den Reich die nächsten zehn Jahre tätig sein will. Das kann aber auch genauso gut sein, dass man sagt, okay, ich sehe mir etwas, wo ich weiß, da liegt jetzt meine Leidenschaft, mein Interesse und da möchte ich mich hin orientieren. Und diese Schritte darf man gehen und sollte man auch gehen und man sollte sie aber bewusst gehen. Man sollte alles, was ich selbst steuern kann, ja, das ist natürlich ganz was anderes, als wenn ich fremdgesteuert werde. Und ich glaube mal, wenn man als Dienstnehmer in einem Unternehmen ist und mit offenen Augen und nicht verkleart und verblendet durch das Unternehmen geht, dann sieht man ja auch, wie es dem Unternehmen geht. Man sieht ja, will ich dort weiter meine Dienstleistung oder meine Arbeit verrichten? Möchte ich das dort und passt das zu meinem Umfeld? Habe ich Entwicklungsmöglichkeiten? Wie steht das Unternehmen da? Wie steht das Unternehmen zu mir als Dienstnehmerin? Bin ich jetzt, sage ich es überspitzt, einfach Humankapital oder bin ich doch vielleicht ein ganz wesentlicher Part in diesem System? Und das sind alles Entscheidungen, die man mitnehmen darf und soll. Das nächste ist ja, werde ich ersetzt? Vielleicht durch eine künstliche Intelligenz? Also man selbst wird per se wahrscheinlich nicht ersetzt werden können, hoffe ich. Ich wurde heute schon gefragt, ob ich einen Avatar von mir möchte.
Iris Schmidt: Toll. Ja, war eine interessante Frage. Ich habe sie übrigens abgelehnt. Man kann sich davon nicht helfen oder schützen, Aber nein, als Person natürlich nicht. Aber die Arbeitskraft oder die Tätigkeit, die ich mache, die muss ich mir schon überlegen, wie wird sich das weiterentwickeln. Wir wissen natürlich aus Studien und aus jetziger Sicht, man muss immer sagen aus der jetzigen Sicht, in die Zukunft zu schauen geht nur mit dem Wissen, das ich jetzt habe. Das ist auch immer das Spannende. Also was sich da draus entwickelt, das können wir jetzt ja noch gar nicht tragen, weil wir ja nicht wissen, wie sich die nächsten technologischen Schritte entwickeln werden.
Iris Schmidt: Aber mit dem Wissen jetzt in die Zukunft geschaut, wissen wir, dass es Bereiche gibt, die wahrscheinlich eine künstliche Intelligenz besser machen wird als wir Menschen. Alles das, was monotone Tätigkeiten sind, wiederkehrende Tätigkeiten, Dinge, die wenig an Empathie, Einfüllungsvermögen oder diesen sogenannten Soft Skills brauchen. Und das wird relativ rasch kommen, ist zumindest die Meinung, die ich da vertrete. Man sieht einfach, dass sich da die Technologie überholt und immer wieder besser und ansteigender wird. Steigt dann die Arbeitslosigkeit? Das wird eben jetzt die Frage sein, weil die Frage ist natürlich, es wird aus dem heraus werden sich neue Jobs kristallisieren. Wenn man sich anschaut, Berufe vor zehn Jahren und heute sind etliche drinnen, die hat es vor zehn Jahren nicht gegeben. Also das heißt, es hat sich auch da durch diesen technologischen Fortschritt haben sich neue Fenster geöffnet, neue Türen geöffnet, bei denen wir gar nicht gerechnet haben. Also das heißt, es wird einen gewissen Grad an Dynamik drinnen sein, wo ein Veränderungsprozess stattfinden wird von dem Bereich in den anderen.
Iris Schmidt: Setzt aber voraus, dass du als Mensch da mitgehen kannst, dass du in dieser Dynamik auch bleibst. Und bereit immer? Naja, ich sage einmal, gern bereit und immer ist man nie. Aber die Frage ist immer des Abwägens. Was will ich und wo will ich hin? Habe ich eine andere Alternative? Oder sage ich gut, also die Alternative, die ich da aus dem heraus sehe, ist vielleicht auch nicht die ideale. Also etwas nicht gern zu tun, heißt jetzt nicht, dass ich es nicht trotzdem tue, weil ich sage, das ist so zwischen Pest und Cholera. Für mich noch das Tragbare.
Carolin: Das hat gut gepasst, das Gernbereit habe ich gesagt, Lernbereit. Lernbereit, aber das Gernbereit war auch gut.
Iris Schmidt: Gernbereit habe ich verstanden, ja. Lernbereit braucht man auf jeden Fall. Lernbereitschaft muss gegeben sein. Aber ich denke, das ist nicht nur im Arbeitsumfeld, sondern das muss ich auch im Privaten sein. Ich werde ja auch als privater Mensch mich weiterentwickeln, weiter lernen, neue Dinge kennenlernen, neue Bereiche als interessant finden. Also ich glaube, das gehört einfach zum Mensch dazu oder zum Menschsein dazu, dass man sich auf neue Dinge einstellt. Und das kann man natürlich dann gut nutzen. Und es wird halt auch, das muss man auch sagen, es wird auf der einen Seite von Menschen abhängen, wie weit gehe ich in diese neue Richtung, auf der anderen Seite von den Technologien, die geboten werden und auch bis zu einem gewissen Grad, glaube ich, ist es notwendig, gerade in Zeiten wie diesen, dass Unternehmen jetzt schon darauf achten, dass sie ihre Mitarbeitenden entsprechend mitnehmen in diesem Wandel.
Iris Schmidt: Wir wissen, das, was einen Menschen am meisten verunsichert oder am meisten davor hemmt, neue Dinge zu lernen, ist die Angst, etwas falsch zu machen. Angst ist meistens ein Begleiter von neuen Dingen und oder Unsicherheit, nennen wir es Unsicherheit. Und wenn man da entgegenwirken kann von Anfang an und sagt, in kleinen Schritten geht man das gemeinsam, dann wird man wahrscheinlich schaffen, dass man viele Menschen im Unternehmen in diesen neuen Prozess mitnimmt, was natürlich eine Win-Win-Situation ist, weil ich habe eben bei einem neuen Mitarbeitenden, der vielleicht, sage ich mit diesen Technologien schon vertraut ist, aber dafür nicht mit der Kultur, mit dem Unternehmen, weil es sich auch nicht oberrein passt. Also es ist ein Investment, das da auch betrieben werden muss von Unternehmen, die Menschen so lange wie möglich im Arbeitsmarkt zu halten. Denn, und jetzt kommen wir zum nächsten, was auch eine Facette ist, das ist die Demografie. Die Demografie ist im Moment noch eine Zwiebel. Ich sage immer, sie wird zum Schwammerl im Moment. Wir werden immer älter.
Iris Schmidt: Wir werden älter und es kommen einfach viel weniger junge Menschen nach, weil einfach weniger junge Menschen geboren werden. Das ist so. Und Das bedeutet natürlich, dass uns die dann irgendwann abgehen werden am Arbeitsmarkt. Jetzt ist halt die Frage, was rechnet sich gegen? Also was wird automatisiert, digitalisiert in dem einen Bereich? Was kann ich nicht digitalisieren oder automatisieren, weil die Kosten vielleicht viel zu hoch sind. Das unterschätzt man auch oft. Gerade im Bereich der Automatisierung ist es so, dass überall da, wo ich Fertigungen habe, die auf sehr Einzelkomponenten heruntergebrochen sind, wo ich wenig wiederholende Abläufe habe oder die Maschinen viel zu teuer wären, sie jemals einzeln anzupassen, da wird es ein bisschen eine Manufaktur bleiben, sage ich. Das überrascht sehr oft, wenn man in sehr moderne Unternehmen geht und man sich vorstellt, da ist sicher schon alles automatisiert und dann sieht man, wie die Menschen wirklich nur die Schrauben anziehen. Also es wird eine Teilung passieren, es wird eine Veränderung passieren.
Iris Schmidt: Es ist ein Strukturwandel, der gerade im Gange ist. Wir befinden uns mitten in einem Strukturwandel Und dem zu begegnen, glaube ich, muss man wirklich mit einer Offenheit. Und Angst ist halt immer ein schlechter Begleiter in solchen Situationen oder Zeiten. Und darum ist es auch wichtig, die Menschen Mut zu machen, mit den Menschen gemeinsam das zu gehen. Weil Nur zu sagen, sei mutig und geh voran, das hilft schon halt auch nicht. Wie bin ich denn mutig? Genau so. Also kleine Portionen lernen, Erfahrungswerte geben. Menschen lernen immer mehr aus Grund einer Erfahrung als aus einer Erzählung heraus.
Iris Schmidt: Das kennt man bei jedem Kind. Und da sind die Erwachsenen auch nicht anders. Also zumindest kann ich das von mir behaupten. Ich muss auch oft erfahren, weil erzählt alleine hilft nicht. Aber man nimmt dann ganz viel mit. Und genau das geht es. Es geht darum, einfach diese Menschen zu begleiten. So viele wie möglich.
Iris Schmidt: Das kann man schon im eigenen Umfeld machen, wo man sieht, dass einfach eine Freundin, ein Freund sich schwer tut mit irgendwelchen elektronischen Medien oder sagt, das brauche ich doch nicht im Blödsinn. Wozu denn? Das andere ist ja auch gut. Also einfach da auch in die Diskussion gehen und da vielleicht Ängste, Befürchtungen. Dass wir niemanden hinten lassen. Genau, das wird ganz, ganz wichtig sein und dann wird man halt sehen, wie sich dann letztendlich das Gegen rechnet oder ausgleicht.
Carolin: Und dabei zu bleiben, braucht man auch viel Sichtbarkeit. Da sind wir jetzt genau beim Thema. Frau Schmidt, Sie haben ein Sichtbarkeitssymbol ausgedruckt, hier mitgebracht. Jetzt zücke ich mein Handy und filme sie, wenn sie das vielleicht einmal in die Kamera halten und mir die Geschichte dazu erzählen. Was haben sie denn da für ein Symbol?
Iris Schmidt: Also ich habe das Symbol fotografieren müssen. Das Symbol, ich hoffe man sieht es, ist ein Ficus Benjamin. Ein riesengroßer mittlerweile, als Deckenhoch. Er wird auch regelmäßig geschnitten. Jetzt ist die Aufmerksamkeit weg. Bruna! Die Bruna möchte geschnreilt werden, Bruna später wieder. Und zwar, dieser Ficus begleitet mich, seit ich im AMS bin. Und es ist tatsächlich so, ich habe in Lienz am Bulgariplatz als Beraterin angefangen und ich hatte keinen Blumenstock oder irgendwelche Blumen im Büro und war im Sozialraum bei uns und da ist der damals, so als Chris Spindl, im Mülleimer gelegen.
Iris Schmidt: Und ich habe mir gedacht, so schlecht schaut er ja gar nicht aus. Und seitdem, also mittlerweile eben, das war 2004, 21 Jahre, begleitet er mich von einem Büro zum nächsten, von einem Komplex zum nächsten. Und ja, für mich ist er einfach etwas ganz Besonderes, sage ich jetzt. Und jetzt mal, wenn ich ihn mir anschaue, dann bin ich nicht nur stolz auf ihn, wie groß er geworden ist, sondern auch ein Tick weit stolz auf mich und was meine berufliche Laufbahn gebracht hat. Aber er wäre zu groß gewesen, ich konnte ihn
Carolin: nicht mitnehmen. Aber eine tolle Geschichte und Sie haben ein Abbild Ihres Wachstums eigentlich. So ist es, genau. Er wird
Iris Schmidt: immer wieder geschnitten. Ich möchte nicht geschnitten werden, Ich bin schon von Natur aus nicht groß, aber ich bin auch nicht gewachsen. Also gewachsen von der Größe her, von der Körpergröße her, innerlich schon sehr. Aber ja, und das ist eben für mich mein Symbol, dass ich mitnehme. Und Ich habe mit meinen Assistentinnen immer so die Vereinbarung, wenn ich auf Urlaub bin, dann muss die Bürotüre offen bleiben bei mir, damit er eine Ansprache hat.
Carolin: Damit er nicht alleine ist.
Iris Schmidt: Genau, damit er nicht alleine ist.
Carolin: Ich könnte Ihnen die Bruna auch mitgeben, die will auch immer Ansprache.
Iris Schmidt: Ja, die Bruna braucht nicht nur Ansprache, sondern viel Zeit und Pflege. Da ist mein Fokus dann doch ein bisschen pflegeleichter.
Carolin: Pflegeleichter. Frau Schmidt, was war Ihr größter Sichtbarkeitsmoment in Ihrer Karriere? Das darf natürlich auch vor AMS-Zeit sein.
Iris Schmidt: Ja, also ich glaube, der größte Moment der Sichtbarkeit war sicher jener, es waren eigentlich zwei, der eine war der private, wo ich für mich den Schritt, wo die Entscheidung getroffen ist, dass ich mit meiner Tochter jetzt diesen Weg gemeinsam gehe. Das war sicher einer davon.
Carolin: Und sie war nur sechs Monate in Karenz,
Iris Schmidt: habe ich mitgekommen. Ja. Das ist schon sehr stark. Ja, wobei ich habe es eigentlich nicht so stark empfunden in der Zeit. Es war für mich klar, ich habe jetzt Wahlmöglichkeiten. Ich hatte sie natürlich, klar, aber ich wollte einfach auch meiner Tochter einen finanziellen Background geben, den ich ihr geben kann. Und dazu war es notwendig, dass ich relativ rasch wieder in die Berufstätigkeit zurückkehre. Also das Kinderbetreuungsgeld war damals noch ein bisschen anders geregelt, als es jetzt ist.
Iris Schmidt: Und ich wollte auch nicht abhängig sein.
Carolin: Und wie Haben Sie, wenn ich fragen darf, das gemanagt mit der Betreuung von
Iris Schmidt: der Tochter? Ich hatte Gott sei Dank das Glück, dass Großeltern von väterlicher Seite, die waren selbst berufstätig, auch meine Eltern waren noch berufstätig und wir hatten dann zusätzlich noch eine Kinderbetreuung, die das auch genommen hat und meine Tochter ist dann relativ rasch in die Kappelstube gekommen. Das muss ich jetzt fragen, weil jetzt denken
Carolin: sich dann sicher die Zuhörerinnen, wie hat
Iris Schmidt: sie das gemacht? Also es war am Anfang tatsächlich so, dass die Zoe bei der Oma war und eben dort noch mit Kinderbetreuung und mit meinen Eltern, also wirklich mit einem Netzwerk rundum. Und dann ist die Zoe relativ, und ich glaube, sie war damals zehn, zwölf Monate nicht ganz in die Kappelstube gekommen. Wie alt ist sie heute? 23. Sie wird jetzt 24 am 16. April. Oh, schön.
Carolin: Jetzt kommen wir zum zweiten Sichtbarkeitsmoment. Sie haben gesagt, Sie haben
Iris Schmidt: einen Zweifel mitgebracht. Der Zweifel war sicher der, wo ich das erste Mal mein Foto in der Zeitung aufgrund der Bewerbung als stellvertretende Landesgeschäftsführerin gesehen habe. Oh, toll. Ja, das war gar
Carolin: nicht so
Iris Schmidt: toll. Nein, das hat sich nicht geändert. Da war ich ehrlicherweise, muss ich sagen, ich war mir nicht ganz sicher, wie ich das jetzt empfinden soll, ob ich es toll empfinde oder nicht.
Carolin: Aber Sie haben damit gerechnet, dass das in die Zeitung kommt, oder?
Iris Schmidt: Ja, eigentlich nicht. Zu dem Zeitpunkt nicht. Das war mitten in einem Bewerbungsverfahren. Also da wird man sicher drum. Und wenn man dann halt sozusagen abgebildet wird und dann auch die Mitbewerber und Mitbewerberinnen und so weiter. Sie hatten den Job noch nicht. Nein, sie waren als Bewerberin. Ja, genau.
Iris Schmidt: Und dann liest du das sozusagen einmal das erste Mal so über dich selbst in der Zeitung. Das macht dann schon gemischte Gefühle. Also ich könnte jetzt nicht sagen, ob positiv oder negativ, es war eher so, dass ich nicht wusste, wie ich jetzt mit diesem Gefühl eigentlich umgehen soll. Ob ich das jetzt gut finde oder schlecht finde. Man hat ja keine Zeit mehr zum Überlegen.
Carolin: Das ist man einfach, das
Iris Schmidt: ist schon so. Aber das war schon...
Carolin: Ich kann mir vorstellen, dass das ein Druck ist, oder? Weil man weiß, das Umfeld weiß jetzt, wofür man sich bewirbt und dann schauen die ja alle, schafft sie es, schafft sie es nicht, oder?
Iris Schmidt: Ja, ja, das sind dann die Begleitungen.
Carolin: Wie reagiert sie?
Iris Schmidt: Also das Umfeld ist ohnehin etwas, das man dann durch solche Situationen noch einmal besser kennenlernt.
Carolin: Haben sich dadurch dann die Spreu vom Weizen getrennt in Ihrem engeren Kreis oder in Ihrem Kreis?
Iris Schmidt: Ich würde sagen generell im Umkreis. Also man merkt natürlich dann schon, wie Menschen auf einen zugehen, wie sie damit argumentieren, was sie sagen. Das ist schon sehr spannend. Es sagt natürlich keiner irgendwie jetzt was Böses oder so. Man merkt einfach alleine, wie einem begegnet wird. Das macht dann schon Spaß.
Carolin: Erleben Sie viel Wohlwollen oder erleben Sie vielleicht auch, ja
Iris Schmidt: ich will es jetzt eigentlich nicht
Carolin: so sagen, Ich sage es jetzt einfach, Neid und Misskunst. Sie haben
Iris Schmidt: ja doch viel erreicht. Also ich würde sagen, überwiegend ist es positiv. Es ist überwiegend positiv, aber natürlich merkt man auch andere Situationen oder wird mit anderen Situationen konfrontiert. Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich erlebt hätte, dass ich jetzt frontal angegriffen werde oder mir in eine Öffentlichkeit bloßgestellt oder sonstiges. Also das habe ich nicht erfahren. Gott sei Dank, jetzt glaubte ich, er folgt. Ich hoffe, sie seines. Möchte ich auch nicht.
Iris Schmidt: Man ist natürlich nicht gefeit davor, dass einem so etwas passieren kann. Aber ich denke mal, es ist auch ein Prozess aufgrund einfach, das passiert einem ja in der Regel nicht von heute auf morgen, sondern durch diese Schritte, die man geht, wird man immer ein bisschen mehr sichtbar nach außen. Und diese schrittweise sichtbar werden hilft einem natürlich auch, manche Situationen besser einzuordnen und auch damit besser umzugehen. Ich stelle mir das sehr schwierig vor, wenn man jetzt von 0 auf 100 in so eine Situation kommt und plötzlich den vollen Außenauftritt hat und so weiter. Das stelle mir ich jetzt persönlich aus oder wäre für mich wahrscheinlich schwieriger. So bin ich Schritt für Schritt in diese Rahmenbedingungen gekommen, muss man sagen. Und man wächst dann auch immer ein bisschen mehr damit. Man sieht Dinge wieder anders.
Iris Schmidt: Man merkt auch, dass man eine gewisse Gelassenheit dann kriegt, Dinge dann auch nicht mehr ganz so eng sieht, die man, also ich kann mich erinnern an meine ersten Auftritte oder meine ersten Interviews dann im Verhältnis oder im Vergleich dann, wenn man dann ein bisschen Erfahrung hat damit, da verändert sich dann schon was. Das heißt aber nicht, dass einem das egal wird, überhaupt nicht. Ich kann mich heute noch genauso über eine blöde Aussage ärgern, wie ich es am Anfang getan habe. Aber Ich glaube, man wird gelassener oder souveräner im Umgang und nimmt dann auch Dinge, man hört natürlich, okay, das passiert anderen auch, man beobachtet ja dann das Umfeld auch, das ist klar und da merkst du einfach, ja, mein Gott, das ist ja menschlich. Ich bin ja keine Maschine, die man hinsetzt und sagt, jetzt bist du diese Person. Ich bin ja trotz alledem immer noch die Person, die ich als private Iris bin. Auch wenn ich weiß, dass man manche Dinge einfach trotzdem im Berufsleben anders darstellt oder artikuliert oder mit Dingen anders umgeht. Aber nichtsdestotrotz spiegelt das ja wieder.
Iris Schmidt: Ich glaube ja, dass Fehler, wenn sie keine richtig schlimmen, gravierenden sind, auch nahbar machen, oder? Menschlich machen eben. Ja, also mich würden Menschen sehr irritieren, die keine Fehler begehen, muss ich jetzt mal so sagen. Weil ich glaube, das ist dann auch nicht mehr authentisch. Und ich finde schon wichtig, die Bodenhaftung zu behalten, zu wissen, woher man kommt. Und ich sage jetzt, so ein bisschen einen gesunden Blick auf Situationen zu haben. Ich meine, ich sage, ich habe jetzt eine Funktion erreicht, auf die ich sehr stolz bin, wo jetzt sage ich einmal in Summen Oberösterreich nicht so viele Menschen sind. Im AMS bin ich jetzt an der Spitze. Aber nichtsdestotrotz ist es eine Position, die ich innehabe.
Iris Schmidt: Und ich bin immer noch der Mensch Iris Schmidt dazwischen. Und ich glaube, das darf man dann auch nicht verwechseln oder zu sehr als Alleinstellungsmerkmal jetzt hernehmen. Ich glaube, es ist ganz, ganz wichtig, dass man gerade in solchen Situationen die Bundehaftung nicht verliert und sich immer wieder bewusst wird, dass man auch ein großes Kännchen Glück gehabt hat, dort zu sein, wo man heute ist. Und zwar ein bisschen demütig, dass man dem gegenüber schon sein, auch wenn das Wort Demut sehr oft mittlerweile von manchen nicht gut geheißen wird. Ich finde es wichtig, weil im Neulandsverständnis ist Demut eben etwas, dass ich sage, ich bleibe in der Bodenhaftung. Und das finde ich einfach wichtig.
Carolin: Wäre es Ihnen leicht, wenn Sie abends nach Hause gehen, dass sie die Rolle wechseln, dass sie wegkommen vom Job oder gehen die Gedanken oft noch mit ins Bett und die ganze Nacht?
Iris Schmidt: Es ist ein bisschen von der Situation abhängig, muss man jetzt dazu sagen. Ich habe natürlich schon einige Krisen in der Vergangenheit begleiten dürfen Und da hat es schon Situationen gegeben, wo du es einfach mitnimmst. Jetzt muss ich aber dazu sagen, man darf sich das nicht so vorstellen, man geht dann heim und grübelt und grübelt und grübelt. Natürlich ist das nicht so. Ich versuche mir dann auch immer so ein bisschen ein Programm zurechtzulegen. Ich leidenschaftlich gerne Staubsaugen dann und solche Dinge. Also alles, was wieder Bodenhaftung gibt. Aber natürlich gehen die Gedanken daran wieder, wenn man dann, sag ich jetzt einmal, sie vielleicht irgendwo hinsetzt oder wenn sie ins Bett liegt, sind sie schon wieder da.
Iris Schmidt: Und man muss halt einfach für sich selbst dann schon irgendwie was finden, wie man damit umgehen kann. Weil das gelingt mir nicht jeden Tag gleich, das muss ich auch dazu sagen. Es gibt Tage, da kann ich es dann gut ausblenden, wenn man denkt, so jetzt liegst du da in deinem Bett, in deinem Pyjama, kannst du nichts ändern, gar nichts. Du kannst jetzt maximal einen Zettel mit einem Stift daneben legen, damit du es aufschreiben kannst und nicht dann permanent mithast und in der Früh weißt, warum du eigentlich nicht geschlafen hast oder schlecht geschlafen hast. Weil sehr oft ist sie am nächsten Tag dann eigentlich schon fast weg. Die Probleme werden immer größer. Sie werden zu Monstern, die werden daherkommen. Du kannst eigentlich nichts ändern.
Iris Schmidt: Aber wie gesagt, man muss sich da selbst, da muss sich, glaube ich, jeder Mensch zurechtlegen, wie er damit umgeht. Und es gibt dann auch Tage, wo ich heimgehe und mir denke so aus, jetzt weiß ich nicht, richte mir was zum Essen her oder ich koche mir irgendwas oder mache sonst irgendwas, gehe eine Runde spazieren, auf jeden Fall weg einfach vom Gedanken her. Also das gelingt mir auch noch für sich schon ganz gut. Ja, super.
Carolin: Haben sie denn auch einen Moment in ihrer Karriere oder auch gerne im Privaten, wo sie gerne unsichtbar gewesen wären?
Iris Schmidt: Ja, ich wäre manchmal gern unsicher, wenn ich am Samstag zu meinem Sparge im Jogginganzug nachputze. Mit den zurückspackelten Haaren werde ich sehr gerne unsicher.
Carolin: Aber Sie gehen immerhin so zum Sparge. Das finde ich
Iris Schmidt: ja toll. Ja, natürlich. Das sind eben dann so Freiheiten, wo ich mir sage, die nehme ich mir für mich raus. Weil ich lasse mich nicht sozusagen treiben, dass ich nur diese Person bin, die man aus der Zeitung kennt.
Carolin: Fühlen Sie sich dann beobachtet, wenn Sie so beim Spar sind? Das kann ich nicht. Ich versuche dann oft, Blickkontakt zu vermeiden.
Iris Schmidt: Aber natürlich, es kommt darauf an, wenn mich dann wer anspricht und so weiter, dann merke ich, dass ich erkannt worden
Carolin: bin. Trotz Verkleidung. Herrlich. Ja, aber das ist doch sympathisch, weil da sieht man, Sie sind einfach im Job in einer anderen Rolle wie in Ihrer Freizeit.
Iris Schmidt: Ja, genau. Also das versuche ich ja damit zum Ausdruck zu bringen. Aber es verstehen halt nicht alle. Herrlich. Frau Schmidt, haben Sie ein Sichtbarkeitsvorbild? Also es gibt für mich oder muss man sagen in dem Fall, es gab eigentlich Personen, die ich sehr bewundert habe, wenn ich sie gesehen habe. Jackie Kennedy war zum Beispiel, also das war für mich immer Audrey Hepburn. Also wenn diese Personen irgendwie so am Bildschirm waren, dann habe ich mir gedacht, das ist unglaublich. Ich war zum Beispiel auch ein großer Diana-Fan.
Iris Schmidt: Also für mich ganz... Und auf der anderen Seite, natürlich, wenn wir ins reale Leben gehen, in meinem Umfeld, da gibt es viele Frauen, wo ich sage, wenn ich sie sehe auf der Bühne bei einem Meeting oder sonstiges, Die faszinieren mich einfach. Die faszinieren mich vom Lebenslauf her, vom Werdegang her, aber auch wer sie dann sind, in welcher Natürlichkeit, Souveränität sie ihren Job jeden Tag meistern. Also das ist auf jeden Fall. Ich finde auch unsere Vorstellerin, die Petra Traxl, ja ganz bemerkenswert. Die einfach auch klar zu dem steht, wer sie ist, wie sie ist. Und also es gibt schon Frauen, wo ich sage, Mir gefällt das einfach und ich schaue da gerne hin und beobachte es auch gerne.
Carolin: Schön, schön, schön. Last but not least, wo sind Sie denn sichtbar? Wie machen Sie sich sichtbar? Das fände ich noch spannend. Gibt es offline, online? Wo sind Sie denn präsent?
Iris Schmidt: Naja, also beruflich, das sind natürlich alle Medien, ob das jetzt digitale Medien sind oder Printmedien oder TV, also das ist jetzt quer durch. Also das bringt schon meinen Job mit sich, dass ich eben für den Arbeitsmarkt nach außen auftrete in Oberösterreich. Privat versuche ich das eher einzudämmen. Also ich bin selbst nicht auf sozialen Medien oder, irgendwie muss ich jetzt sagen, digitalen Medien. Für mich sind es eher digitale und nicht soziale Medien, muss man auch sagen, in bestimmten Bereichen. Weil? Weil ich glaube, dass die Hemmschwelle, die dort teilweise überschritten wird, zu groß ist. Okay. Also ich schätze offene Kommunikation und ob mir jetzt jemand das, ich sage sobald der Name drunter steht und mir jemand etwas schreibt, dann fiel ich gerne in die Kommunikation.
Iris Schmidt: Aber irgendwelche Fake-Names und sonstiges, das ist nicht die Form der Kommunikation, die ich haben möchte. Und das ist auch der Grund, warum ich das bis zu einem gewissen Grad vermeide. Das heißt, Sie schauen privat gar nicht hinein? Nein. Spannend. Also ich schaue natürlich meine Mails an, das ist klar. Ich kommuniziere natürlich mit dem Unternehmen, das ist auch klar. Auch in der Freizeit ist bei uns schon ein bisschen weiter dimensioniert. Aber kein Instagram, kein Facebook.
Iris Schmidt: Kein Facebook, nein. Und ich bin auch sehr forderung.
Carolin: Kann ich komplett nachvollziehen. Und es gibt Ihnen sehr viel mehr Freizeit, wenn ich sehe, wie viel Freizeit das frisst.
Iris Schmidt: Ja, also ich glaube, dass da manche gut beschäftigt sind, wobei die sehen das natürlich auch als Hobby und Freizeit. Muss man jetzt auch so sagen. Also alles was man gern tut, macht man gut und will man machen. Also so gesehen ist das eine Entscheidungsfrage. Aber bei mir ist tatsächlich die Entscheidung aus dem heraus, wo ich sage, meine Handynummer ist in meiner Signatur drinnen. Wenn jemand etwas will, kann er anrufen oder spricht mir auf die Mobilbox oder schickt mir eine SMS oder ein WhatsApp. Das ist mir egal. Aber ich kommuniziere nur mit Menschen, wo ich auch weiß, wer am anderen Ende sozusagen zum Ansprechen ist.
Iris Schmidt: Und ich glaube, das ist sicher bis zum gewissen Grad der Selbstschutz, den ich da habe, aber auf der anderen Seite auch ein gesunder Egoismus.
Carolin: Haben Sie recht. Vollkommen recht. Also ganz toll. Das heißt, Sie sind trotzdem on- und offline sichtbar. Und ich denke, dass viele andere sie sichtbar machen oder sie werden oft sicher mit sichtbar gemacht. Sitzen sie
Iris Schmidt: auf dem Podium, sind sie dabei? Ja genau, genau. Also das ist etwas, was man auch gewöhnen muss am Anfang. Das ist auch etwas, was nicht, also zumindest bei mir war es nicht so, dass ich von Anfang an hurra und hier geschrien habe, ja toll und jetzt gehe ich auf das Podium oder jetzt bin ich dort ein Kino-Speakerin und jetzt mache ich das dort oder den Vortrag oder was auch immer.
Carolin: Aber das ist ein Vorbild für viele und deswegen
Iris Schmidt: ist es ja unumgänglich, oder? Genau. Und darum ist es ja eigentlich ein Privileg. Ich habe ein Privileg, diese Dinge oder Themenbereiche anzusprechen, die man sonst vielleicht nicht hören würde. Ich habe oft am Anfang gesagt, damals noch zum damaligen Landesgeschäftsführer und ich war Stellvertreterin, ich verstehe das nicht, ich würde ja nichts anderes sagen, wenn ich jetzt noch die Iris Schmidt wäre, die damals im Ausländerfachzentrum das gegründet hat. Da habe ich gesagt, Da würde keiner zuhören. Und darum sage ich, es ist ein Privileg, das man hat. Es ist auch eine große Verantwortung, die man hat. Also man muss sich da wirklich beiden bewusst sein, dass man das, was man sagt, dass das viele, viele Menschen etwas ist, dem sie zuhören und auch Glauben schenken.
Iris Schmidt: Und darum muss man hier schon sehr, sehr vorsichtig und bewusst umgehen. Mit dieser Verantwortung und mit dieser Möglichkeit.
Carolin: Und ich denke aber trotzdem, dass es wichtig ist, dass sie ihre Stimme und ihre Sichtbarkeit nutzen.
Iris Schmidt: Für viele Bereiche ist es unumgänglich, das ist das Erste. Und auf der anderen Seite, glaube ich, ist es generell wichtig, gerade für Frauen, andere Frauen damit Mut zu machen. Und da dient man eben als Role Model. Und das darf man einfach nicht unterschätzen oder auch nicht überschätzen auf der anderen Seite. Ich halte auch immer für fatal, wenn ich mir dann oft denke, naja, das hätten wir uns jetzt sparen können. Vielleicht hätten wir es nicht gebraucht, aber es ist natürlich immer ein subjektiver Empfinden, wie weit man selber, exponiert man sich in diesen Bereichen.
Carolin: Frau Schmidt, Wir haben jetzt fast 50 Minuten gesprochen. Das war sehr spannend. Ich hätte noch viele, viele Fragen. Haben Sie für unsere Hörerinnen und Hörer, wir haben ja mehr Frauen, die das anhören, vielleicht noch so ein Schlussstatement, vielleicht irgendwas, was mit dem Arbeitsmarkt zu tun hat, irgendwas motivierendes, einen Tipp für die Damen da draußen, jeglichen Alters. Haben Sie da noch was Gutes zu mitgeben?
Iris Schmidt: Ja, also auf jeden Fall sich bewusst sein, dass man immer Kompetenzen und Fähigkeiten hat. Und es geht nur darum, dass man diese Kompetenzen und Fähigkeiten sich bewusst ist, einsetzt und vor den Vorhang bringt. Ich glaube, das ist das Wichtigste überhaupt. Nicht verstecken, nicht zurücknehmen, das braucht es gar nicht. Man kann schon mutig vorangehen und stolz auf das sein, was man kann und wer man ist.
Carolin: Bravo, das ist ein super Schlusswort. Dann vielen herzlichen Dank für das Gespräch.
Iris Schmidt: Danke Ihnen für die Einladung. Gerne, gerne.
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