Jasmine Chansri - Von der Arbeiterwohnung in die Politik: Über Herkunft, Mut und gesellschaftliches Engagement
Shownotes
In dieser Folge begrüßt Gastgeberin Carolin Anne Schiebel Jasmine Chansri – Halbthailänderin, Juristin, ehemalige Landtagsabgeordnete und Geschäftsführerin der Volkshilfe Oberösterreich.
Jasmine spricht offen über ihre Kindheit im Linzer Frankviertel, das Aufwachsen zwischen zwei Kulturen und die prägenden Erfahrungen sozialer Ungleichheit.
Sie erzählt, wie Engagement, Bildung und der Mut, immer „Ja“ zu sagen, sie auf ihrem Weg in politische und gesellschaftliche Verantwortung begleitet haben.
Du erfährst, warum für Jasmine praktische Integration viel mehr als Sprache bedeutet, wie sie mit Vorurteilen umgegangen ist und wieso Authentizität in Führungsrollen so wichtig ist.
Zudem gibt sie Einblicke in die Arbeit und Mission der Volkshilfe, aktuelle Herausforderungen rund um Armut und Integration sowie ihr persönliches Verständnis von Sichtbarkeit, Leadership und weiblicher Solidarität.
Freue dich auf eine Episode voller Lebensweisheiten, Empowerment und dem Appell, Hoffnung niemals aufzugeben.
Lass dich von Jasmines Geschichte und Blick auf gesellschaftlichen Wandel inspirieren und erfahre, warum Sichtbarkeit ein wichtiger Schlüssel zu Veränderung ist.
Jetzt reinhören – und sichtbar werden!
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Jasmine Chansri: Man muss halt tüchtig sein, das muss man schon sagen. Und weil mich immer viele fragen, wie das alles so gelungen ist. Natürlich braucht man Glück, aber ich sage immer, jeder, in jedem Frauenkontext, alle schauen es an. Ich habe immer Ja gesagt. Ich habe Ja gesagt bei der Klassensprecherwahl, ich habe Ja gesagt, die Schülerzeit nicht zu irritieren, Ich habe ja gesagt, in politische Funktionen zu gehen und Verantwortung zu übernehmen.
Carolin Anne Schiebel: Herzlich willkommen zu Let's get visible. Dein Podcast, der dich mit Mut und Inspiration auf deinem Weg in die Sichtbarkeit unterstützt. Hier ist deine Gastgeberin Carolin Anne Schiebel. Unsere heutige Sichtbarkeitsheldin ist Halbthailänderin und wuchs im damals berühmt-berüchtigten Linzer Frankfurter auf. Schon früh setzt sie sich für gesellschaftspolitische Themen ein, erst als Schülerin, später setzt sie sich für gesellschaftspolitische Themen ein, erst als Schülerin, später als jüngste Abgeordnete im oberösterreichischen Landtag. Nach ihrer politischen Laufbahn war sie im Aufsichtsrat 1 Bank, war Obfrau der Tagesmütter Oberösterreich und leitet bis heute ein Frauenwirtschafts- netzwerk. Seit 18 Jahren prägt sie die Volkshilfe Oberösterreich, mittlerweile als Geschäftsführerin mit dem Ziel soziale Innovationen voranzutreiben und neue Allianzen zu schaffen. Willkommen im Podcast Jasmin Chansry.
Jasmine Chansri: Herzlich willkommen.
Carolin Anne Schiebel: Schön, dass du da bist, liebe Jasmin. Jetzt freue ich mich auf ein tolles Gespräch mit dir. Auch wir beiden haben 2 Jahre gesucht, dass wir einen Termin finden. Ja, so ist es.
Jasmine Chansri: Busy Ladies. Busy Ladies.
Carolin Anne Schiebel: Und heute hast du schon durch den Verkehr zu mir gekämpft.
Jasmine Chansri: Alles gut. Aber die Kommunale muss ausgebaut werden. Richtig. Wir freuen uns, wenn alles friedlich bleibt. Alles passt, genau.
Carolin Anne Schiebel: Ich möchte heute mit deiner Laufbahn, mit deiner Karriere beginnen. Ich habe es schon erwähnt, du bist Halbthailänderin. Du bist im nicht einfachsten Viertel in Linz groß geworden. War das der Grund auch, dass du schon früh als Schülerin entschieden hast, dich politisch einzusetzen für gesellschaftliche Themen?
Jasmine Chansri: Ja natürlich, also glaube ich, der Stadtteil war dann ein Teil. Ich glaube, meine Geburt war schon mal ganz wesentlich. Also ich bin jetzt 45 und meine österreichische Mutter hat damals hier in der Gegend im Gründberghof in die 70er Jahre meinen thailändischen Vater kennengelernt. Und in den 70er Jahre, das muss man sich so vorstellen, waren in Linz und Oberösterreich kaum Migrantinnen und Migranten, die vielleicht exotischeres Aussehen haben. Es ist, glaube ich, bekannt, dass es türkische Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter schon in dieser Zeit in Linz und Oberösterreich gegeben hat, aber so ein exotischer Asiat ist aufgefallen von meiner Mutter. Daraus wurde dann eine Liebe und Ehe. Das war aber dann nicht so einfach, weil mein Vater war eben Akademiker und es gab einfach keinen adäquaten Job Ende der 70er Jahre, Anfang der 80er Jahre. Ja, so bin ich natürlich dann geprägt worden, dass meine Mutter mich dann auch mal kurz alleine großgezogen hat, weil sie dann auch gesundheitlich, sie ist schon mit 1 Herzschwäche geboren geworden, hat dann eben eine Ausbildung gemacht.
Jasmine Chansri: Ich glaube, das ist auch wichtig, was mich auch immer prägt. Meine Mutter, wie man heutzutage sagt, ist ein klassisches Kreiskekind. Meine Mutter kommt aus 1 Arbeiterfamilie aus Niederösterreich, 3 Mädelhaus, und war das erste und einzige Mädchen, das dort auch auf ein Gymnasium gehen konnte, aufgrund damals der kreisge-sozialdemokratischen Regierung. Und das hat mich natürlich geprägt. Also meine Mutter war natürlich da ein starkes Frauenbild, trotz gesundheitlicher Einschränkungen, dass Bildung ganz wichtig ist und das hat sie mir eigentlich immer vermittelt. Bildung ist ganz wichtig.
Carolin Anne Schiebel: Voller schöner Ansatz.
Jasmine Chansri: Genau, also das war wesentlich und wir sind ja deshalb eigentlich ins Frankviertel, weil dort gibt es auch eine sehr renommierte Firma, jetzt heißt es Schuh Automation, früher hat es die Firma Schuhgig geheißen und da hat meine Mutter, war dort meine Mutter Chefsekretärin und so hat sie dort gewohnt Und wusste als Niederösterreicherin gar nicht, dass das das berüchtigte Glasscherbenviertel ist. Genau. In den 80er Jahren, das Frankviertel war damals in den 80er Jahren, sage ich mal, vielleicht noch nicht so der entwickelste Stadtteil. Es waren dort, Migrantinnen waren wie gesagt noch nicht so viel vorhanden, sondern es waren dort wirklich, würde ich sagen, die sozial schwächeren Gruppen, Personen, die es wirklich nicht leicht haben, die vielleicht auch aufgrund 1 Familienumfelds, wo auch Gewalt im Spiel ist, überhaupt keine Chancen gehabt haben, sich zu entwickeln. Also ich bin in praktisch so aufgewachsen, oft sage ich, ja ich sage es mal provokant, angefangen von der Drogenhöhle, also es war dort auch ein bisschen ein Drogenmilieu angesiedelt, also nicht bei uns, sondern so in der Siedlung, also da war die Polizei öfters da, genauso, wo leider auch in der Nachbarschaft Kinder aufgrund, wie gerade gesagt haben, weil sie einfach, weil das Kindeswohl gefährdet war, aufgewachsen sind.
Carolin Anne Schiebel: Hast du das als
Jasmine Chansri: Kind mitbekommen? Also ich habe das natürlich als Kind mitbekommen und ich glaube, das hat mich hauptsächlich zusätzlich geprägt.
Carolin Anne Schiebel: Aber es war ja für dich eine normale Welt, oder?
Jasmine Chansri: Ja, positiv, positiv. Für mich war das nichts Schlimmes. Also ich sage immer, es war die beste Schulung fürs Leben, weil die Themen gibt es ja, und die sind mir nicht fremd, sondern ich kann sie auch belegen und bezeugen, dass das so ist. Was ich aber schnell festgestellt habe, dass Bildungschancen und wo man hineingeboren wird, also ich habe es stark auch bei mir gesehen, einfach auch das Leben prägt. Ich bin immer gefördert worden, Ich konnte dann auch ein Gymnasium besuchen, war 1 der einzigen. Im Frankfurter war das dann so, dass viele Kinder sich dann gar nicht mehr getraut haben, mit mir zu reden, weil ich jetzt da was Besseres bin, weil ich Bildung genieße. Und das hat mich einfach sehr geprägt. Und parallel geprägt haben im Stadtteil, im Frankfurter, sich auch die Linzer Sozialdemokratie, weil wir selbst dann in 1 Substanatwohnung groß geworden sind.
Jasmine Chansri: Deswegen ist das für viele sehr exotisch. Das war in den 80er Jahren ganz normal. Wir waren im klassischen Hitlerbau, das waren damals die Göringwerke, also auch praktisch die ganze Prägung zu Föst. Bei uns war das ganz üblich, dass man halt im Keller duschen geht. Da haben sich die Leute im Bademantel begegnet und das war ganz normal. Das war nichts Schlimmes, weil das Wohnen einfach so war. Und die Stadt Linz, vor allem die GWG, hat dann sehr viel gemacht und hat dann nachträglich überall auch geschaut, dass die Wohnungen saniert werden, teilweise auch zu einem verträglichen Preis. Und so habe ich auch wahrgenommen, wie Politik, vor allem Kommunalpolitik, wichtig ist.
Jasmine Chansri: Und wie dann 1986, 88, da die Ära von Franz Dobusch begonnen hat, hat man das auch im Frankviertel wahrgenommen, dass plötzlich viele Bauten saniert worden sind. Was kann man sich da vorstellen, derselbe Straße war ein städtischer Kindergarten, in den Reihen war ein Gasofen im pädagogischen Raum, also Kinder haben neben einem Gasofen gespielt und das waren die ersten Dinge, die die Linzer Gemeindepolitik geprägt haben. Und deshalb habe ich natürlich sehr viel Bezug auch gleich irgendwie zur Sozialdemokratie. Also, Weil ich mir dafür sage, wie wird man da so sozialdemokratisch? Man hat einfach gesehen, wenn man sich dafür einsetzt, und die Politik war auch oft vor Ort, und dann hat man einfach gesehen, dass man schon viel bewegen kann. Und darum sind die Frankfurterinnen sehr dankbar, weil sie von dem profitiert haben. Eine Geschichte habe ich noch, weil es ein bisschen praktisch ist. Das ist so spannend. Bitte weiterhören.
Jasmine Chansri: Wie waren Sie? In der Nähe von der Don Bosco Kirche war damals halt, wie wollen wir sagen, eine wilde Gegend. Da wurden halt dann auch teilweise Haftentlassene oder auch eben drogenabhängige Personen haben dort gehaust, sage ich mal. Und das war dann unter der Linzer Politik Anfang der 90er, dass man gesagt hat, das ist nicht das, was ein Wohnbau darstellt. Und dann wurde da fast noch ein bisschen Parakensiedlung. Also wie gesagt, das waren die ganzen alten Bauten noch aus der Hitlerzeit abgerissen. Und dort ein ganz, das ist heute noch ganz ein schöner, weißer, gelber, heller Bau. Und dort sind dann Familien, haben dort wieder wohnen können und das ist eben das ganz Schöne zum selben Preis, zum selben Mietpreis, ohne Profit und Orientierung. Und für das habe ich einfach immer mitbekommen steht links und vor allem auch die Sozialdemokratie und darum bin ich halt sehr sozialdemokratisch dann geprägt worden.
Carolin Anne Schiebel: Ja cool.
Jasmine Chansri: Also unter den Jahren genau. Ich glaube das ist eine super
Carolin Anne Schiebel: spannende Geschichte und ich glaube du könntest uns da allen noch richtig lange viel erzählen.
Jasmine Chansri: Genau, aber ich glaube, das habe ich einfach deshalb hervorgehoben, weil ich mir das Glas scheren Viertel, also mich hat das eigentlich sehr geprägt und dort hat man auch gesehen, wie wichtig Politik ist, dass man auch positiv die Menschen und das soziale Leben verändern kann.
Carolin Anne Schiebel: Und dann habe ich noch die Frage, du bist dann praktisch als Frankfurterin in ein Gymnasium gegangen, was ja ungewöhnlich war. Wie sind die Mitschülerinnen und Mitschüler mit dir umgegangen? Gab es da Differenzen oder war das vollkommen?
Jasmine Chansri: Ja, genau. Also ich war, also wir, das war ja meine, das war ja meine Sprengel-Schule und damals, das ist bekannt, was die Kiefenhüller-Schule, war damals schon eine sehr gute Schule, heutzutage noch mehr mit hohen Wartelisten, was ich weiß. Und ja, auch da gab es wieder einen Bezug zur Sozialdemokratie, da bin ich dann mit dem Bürgermeistersohn Leonhard Dobusch in der Klasse gelandet, der dann auch 1 meiner besten Freunde wurde. Und dort habe ich dann auch gleich irgendwie die erste Schulzeitung leotiert, damals nur unter Anleitung des jetzigen Bürgermeisters Dietmar Bramer. Und so bin ich eigentlich mit 10 schon in diese ganzen schulpolitischen Agenden reingerutscht.
Carolin Anne Schiebel: Spannend.
Jasmine Chansri: Genau. Also ich habe halt immer irgendwie, wie man sagt, den Skoscherlauf gemacht, den Rücken drauf gemacht und war aber schon eigentlich ein wenig aus der Arbeitergegend. Und Ich kann mich noch erinnern, die Eltern haben mich dann öfters von den Freunden heimgebracht und haben dann oft gesagt, boah, da im Frankfurter ist es gar nicht so schlimm. Ich sag, ich weiß nicht, die man so aus New York kennt quasi. Also es war nicht schlimm im Frankfurter, wie gesagt, habe ich ausgeführt, aber sehr viel Klischee und ich glaube, Und so ist es immer, weil ich oft ja als Brückenbauerin auch bezeichnet werde, für mich gibt es nie etwas Schlechtes oder Gutes. Man muss den Dialog suchen und es gibt überall etwas Gutes und etwas Schlechtes. Und ich habe die Möglichkeit gehabt, beide Seiten irgendwie zu erkunden.
Carolin Anne Schiebel: Und du weißt ganz genau, von was du sprichst, weil du kennst die Zeit nicht nur theoretisch, sondern du weißt wirklich, wie es war.
Jasmine Chansri: Genau. Aber ich habe auch, vielleicht noch mal kurz zu meiner Wita, ich habe den Irrwind, dass mein Vater zurückging nach Thailand und meine Mutter, die damals schon immer sehr eine engagierte Frau war, hat sich gedacht, naja, es hat sich da ein halb migrantisches Kind, was leider auch kein Thai kann, aber die Thailänder, vor allem eine ganze Thailändische Familie, spricht ja sehr gut Englisch und hat sich dann entschieden, naja sie probiert es einmal. Sie geht 1983 auf die Spittelwiese zu 1 der besten Kindergärten damals, der englischen Spielschule, zu Sohn Hild Hoover damals und auch die Sohn Hild war eine Frau, die sich ja auch meine Bildungs- und mein Leben geprägt hat. Ich war glaube ich das erste Arbeiterkind, das dort in die englische Privatschule ging.
Carolin Anne Schiebel: Ich wollte gerade sagen, das ist ja Privatschule, genau. Ja,
Jasmine Chansri: und dort habe ich natürlich auch schon noch heute lebende Freundschaften, Netzwerke und das ist ja bekannt glaube ich, dass dort, wie man sagt, nicht die Frankfurter Szene dort war und dort habe ich genauso schnell gesehen, dass es immer von Menschen abhängt. Und nicht, manche sind halt privilegiert, weil sie vielleicht schon irgendwo in bürgerlichere Schichten reingewachsen sind, aber es hängt immer vom Menschen, von der Entscheidung ab.
Carolin Anne Schiebel: Bist du mit deiner thailischen Familie noch in Kontakt?
Jasmine Chansri: Ja, ja, genau. Also jetzt ist es ja leicht, aber man muss sich das so vorstellen, in den 80er Jahre gab es ja nicht einmal die Möglichkeit, schneller mal nach Thailand zu reisen. Erstmal war es viel zu teuer und auch Visummäßig. Jetzt bucht man schnell einen Flug, aber das war alles nicht so in den 80er Jahren. Genau. Also die 2 Welten, wenn man das jetzt einmal so geschehhaft sagt, haben mich eigentlich immer geprägt und das war auch der Bezug, warum ich dann mich gesellschaftspolitisch, wenn es immer so scheißt, ich habe mich engagiert, das glaube ich macht mich einfach aus.
Carolin Anne Schiebel: Und wie schafft es so eine junge Frau dann in den Landtag?
Jasmine Chansri: Naja, ich sage immer, Karrieren sind natürlich schon begünstigt und die Bildung habe ich erwähnt und es war dann eigentlich so, dass ich mich dann entschieden habe, das muss man glaube ich schon sagen, 1998 habe ich dann maturiert und dann war schon, alle haben gesagt, und so kann ich diese Funktion haben und diese Funktion haben, das war dann mehr so in der Studenten- und Jugendpolitik und ich habe gesagt, nein, ich möchte meine Ausbildung machen und ich konnte eben ein soziales Stipendium haben, da musste ich aber immer fristgerecht studieren und das war dann der Grund, warum ich nach Graz ging, weil mich viele fragen, warum ich in Graz studiert habe. Ja, damit ich studieren kann und nicht gleich nur mich der Politik widme. Und das war mitunter der Grund, weil ich dann schon ziemlich fertig war mit dem Studium. 2003 hat dann der damalige SPÖ-Vorsitzende Erich Heider gesagt, er möchte schon eine Jugendkandidatin, die aber auch dafür steht, dass man eine Ausbildung hat. Und nachdem ich von unseren Kandidatinnen, also die jetzt alles in der Politik sind, also eben mein Freundes und mein Netzwerk, was ich aus der Politik habe, die haben halt noch ein bisschen länger gebraucht zum Studium, war das mitunter ein Grund, warum ich dann quasi Jugendkandidatin wurde.
Carolin Anne Schiebel: Dann hast du jemals mit Vorurteilen zu kämpfen gehabt aufgrund deines Aussehens?
Jasmine Chansri: Immer, immer. Aber immer eher positiv. Also ganz selten negativ, aber ich glaube, das habe ich ein bisschen selbst gesteuert. Das erklärt ein bisschen mein Ort. Ich habe immer gleich einmal gesagt, hallo, ich bin da, die Jasmin, die Halbteiländerin. Im Frankfurter war ich immer die Indianerprinzessin. Ich war immer die, die die Gruppen angeführt hat. Das hat sich eigentlich schon immer so ergeben.
Jasmine Chansri: Deshalb ist das bei mir immer sehr positiv gewesen. Aber ich habe schon gesehen, wie das ist, auch bei meinem Vater, wenn die Polizei uns rausgewinkt hat. Damals gab es ja noch Grenzkontrollen. Das kann man sich, die jüngere Generation kann sich das nicht mehr vorstellen, wenn man 88 an der Grenze steht. Und freilich, also das ist so. Das ist so. Da muss man halt probieren, dem anders zu begegnen. Aber ich persönlich habe immer profitiert.
Jasmine Chansri: Ob es beim Führerschein, weil da war der Lehrer so ganz interessiert, wie man da als Halbtalenterin in Linz landet und so. Also das Exotische hat mir eigentlich immer sehr geholfen, bis zur Sprache, weil ich mir viel gesagt habe, ich schaue so exotisch aus und habe keinen Dialekt, dann habe ich immer versucht zu sagen, dass ich hier aufgewachsen bin und meine Mutter Österreicherin ist. Und dann kam immer, na für das sprichst du aber sehr gut Deutsch. Da musste ich einfach, ja man muss noch viel tun. Ja man
Carolin Anne Schiebel: muss noch viel tun.
Jasmine Chansri: Aber ich habe immer davon Profit.
Carolin Anne Schiebel: Aber das zeigt doch auch, dass eine Integration, auch wenn sie jetzt Kinder sind, die wirklich von 2 migrantischen Hintergründen kommen, dass es auch die wirklich gut schaffen können und dass die wirklich gute Chancen haben, wenn sie die Bildung genießen, wenn sie sich bemühen, wenn sie die Sprache sprechen, dann kannst du alles. Es ist sicher nicht so leicht, aber...
Jasmine Chansri: Ich glaube, dass mein Vater das beste Beispiel ist, weil mich ja viele fragen, warum ich kein Teil kann. Also mein Vater kam ja dann wieder zurück, so wie ich dann im Kindergarten war und hat dann mit mir aber nur Deutsch gesprochen, weil ihm die Bildung so wichtig war und er selbst hat dann sehr schnell...
Carolin Anne Schiebel: Hat er mit deiner Mutter auch Deutsch? Ja, von vornherein.
Jasmine Chansri: Also so schnell er es konnte, gelernt hat, genau. Aber er hat dann eben so gut Deutsch gekonnt, dass er dann auch beruflich bei der Thailändischen Botschaft in Wien Fuß fassen konnte. Darum war mein Vater dann in Wien. Aber die Sprache ist einfach ganz ein wesentlicher Schlüssel. Und zudem stehe ich auch, dass die Sprache ganz, ganz wesentlich ist. Und man muss halt tüchtig sein, das muss man schon sagen. Also und weil mich immer viele fragen, wie das alles so gelungen ist. Natürlich braucht man Glück, aber ich sage immer jeder, im Frauenkontext, alle schauen sich das an.
Jasmine Chansri: Ich habe immer Ja gesagt. Ich habe Ja gesagt bei der Klassensprecherwahl, ich habe ja gesagt, die Schülerzeitung zu reduzieren, ich habe ja gesagt, in politische Funktionen zu gehen und Verantwortung zu übernehmen. Man kann ja auch dann wieder die Verantwortung abgeben, aber ohne das Medi kennengelernt zu haben, kann man sich auch nicht einbeziehen.
Carolin Anne Schiebel: Vor allem wächst du ja mit deinen Aufgaben.
Jasmine Chansri: Und man wächst mit den Aufgaben. Das war natürlich mit 23 jetzt rückblickend, glaube ich, schon eine große Herausforderung, weil ich es vorhin erwähnt habe, ich war dann zwar Akademikerin und im Landtag, aber da hat man einfach die ganze Lebenserfahrung gefehlt. Also trotz des Frankfurter Bezugs. Aber dann plötzlich in einem Parlament zu sitzen, was für Landesgesetze zuständig ist, ist halt schon eine andere Dimension. Auch wenn ich Juristin war.
Carolin Anne Schiebel: Ja, weil du sagst, Sprache findest du wesentlich, finde ich auch. Ich finde aber auch wesentlich, sich mit der Kultur auseinanderzusetzen. Das ist natürlich leicht mit 1 österreichischen Mama. Hast du die österreichische Kultur auch in deinem Zuhause gehabt? Das ist ja oft bei den Migranten das Problem, dass die dann so sehr ihre eigene Kultur leben, dass die Kinder so ein bisschen den Anschluss nicht kriegen. Weißt du, was ich meine?
Jasmine Chansri: Ja, ja. Also ich glaube, beides ist ganz wesentlich. Das ist wie bei der Sprache. Man sagt, man muss eine, die Muttersprache mal festigen, andere Sprachen zu erkennen und ich glaube, eine Kultur muss auch gefestigt sein, andere Kulturen zu erkunden. Und bei mir natürlich war hauptsächlich der oberösterreichische Bezug. Ich bin römisch-katholisch getauft worden Und ich hätte eigentlich auch Katharina heißen sollen, da danke ich heute noch meiner Daufpatin, dass ich dann eine Jasmine wurde, weil ich gesagt habe, die schaut so exotisch aus. Das ist jetzt keine Katharina. Also ich habe alles von der Kultur her kennengelernt, so dass es natürlich für mich ein bisschen schwierig war, dass man dann alles mischt.
Jasmine Chansri: Also da habe ich nicht einfach buddhistisch sein können. Ich bin natürlich dann schon sehr in dem Umfeld geprägt worden, wo ich aufgewachsen bin.
Carolin Anne Schiebel: Und hast du dich mit dem thailändischen Umfeld auch beschäftigt?
Jasmine Chansri: Ja, natürlich. Das kam dann natürlich sehr viel in der Pubertät. Also, wo man es glaube ich alles erkunden konnte. Identitätssuche. Identitätssuche war natürlich, weil du es vorher gefragt hast, weil mir alle immer gesagt haben, na woher kommst denn du? Dann habe ich gesagt aus dem Frankfurter. Ja, aber ursprünglich aus dem Frankfurter. Genau. Klassische Frage.
Jasmine Chansri: Klassische Fragen, genau. So und das habe ich mich gewohnt. Oder auch, Ich habe immer schon gesagt, ich heiße Csándre, Cäsar, Heinrich, Anton, Nordpol, Siegfried, Richard, Ida. Also das waren klassische Sachen. Natürlich bringt einem das so. Aber grundsätzlich ist es bei mir natürlich ist eine Kultur gefestigt und der zweite Teil ist das Thailändische in mir, was eigentlich jetzt seit der thainischer Zeit ich mehr Zeit habe, mich dem zu widmen. Das war dann auch, dass ich dann praktisch, wenn man dann im Studium war, ich war länger in Thailand und jetzt natürlich bin ich, soweit es möglich ist, auch viel in Thailand und jetzt, glaube ich, gelingt es mehr, beide Kulturen zu verbinden. Und darum, glaube ich, hat mir das nicht so irgendwelche Interessenkonflikte gebracht, vielleicht andere, die du vorhin erwähnt hast.
Jasmine Chansri: Es ist sicher nicht leicht, aber es könnte oder sollte ein ganz großes Privileg sein aus mehreren Kulturen, nicht nur der Sprache, sondern aus mehreren Kulturen zu schöpfen.
Carolin Anne Schiebel: Natürlich. Und wenn
Jasmine Chansri: man natürlich international unterwegs ist, bringt es sehr viel.
Carolin Anne Schiebel: Dich hat es aber international nie aus Linz rausgegeben?
Jasmine Chansri: Durch die Karriere hat sich das nie ergeben. Ich wollte ja, wie gesagt, ich habe schnell studiert und dann habe ich mir gedacht, jetzt mache ich meine Weltreise und dann kam eben die Frage, ob ich nicht den Jugendwahlkampf leiten möchte und das war dann eben, was du mich schon gefragt hast, dann haben wir gedacht, naja, ich kann ja nicht immer nur groß reden, Verantwortung zu übernehmen. Und dann waren wir ein großes Team und haben damals wirklich eine recht lustige, coole Jugendkampagne gemacht. Ja, genau. Und das war dann auch mit Erfolg gegründet, dass ich dann im Landtag gelandet bin.
Carolin Anne Schiebel: Und was war die Entscheidung den Landtag irgendwann zu verlassen?
Jasmine Chansri: Sicher diese, mir hat noch ein bisschen das Erkunden in die anderen Welten. Also Ich war ja Juristin und habe dann, das ist glaube ich auch, da habe ich auch Geschichte zumindest am Bezirksgericht Enns geschrieben, weil das kommt so meistens meiner Witte nicht vor. Ich habe mir dann entschieden, während ich im Landtag war, das Gerichtsjahr zu machen und habe dort im Oberlandesgericht angerufen, ich glaube das war damals, da war ich 26, und dann habe ich erzählt, dass ich im Landtagsabgeordnete bin und zeitlich da muss ich manchmal, nicht nur manchmal, sondern fixe Sitzungen sind. Und dann habe ich damals die Kollegin dort gefragt, es tut jetzt leid, aber sie hat eine Frage, wie alt ich denn bin. Ich habe gesagt, 26. Dann hat es ganz erleichtert. Dann hat sie gesagt, das ist ja überhaupt kein Problem, weil die alle in dem Alter sind, wie die vom Studium gekommen sind. Dann habe ich gesagt, ja, ich bin vielleicht schon Mitte 50, 60 und möchte mich noch einmal kurz vor der Pensionierung verwirklichen.
Jasmine Chansri: Auch das ist ja möglich. Ja und auch da war es recht positiv. Weil ich weiß noch, der damalige Gerichtsvorsteher, mit dem ich heute noch in Kontakt habe, der Herr Dr. Havasack, der war ganz freudig. Der hat gesagt, er hat noch nie eine Rechtspraktikantin, die Landtagsabgeordnete ist. Praktisch alles. Juridiktion und Legislative in 1 Hand. Ich habe immer davon profitiert.
Jasmine Chansri: Und dann war ich, ich habe immer natürlich viel Glück gehabt, ich habe immer auch interessante Menschen getroffen und habe dann jemanden getroffen, der Anwalt war und der gesagt hat, ob ich nicht bei ihm die Anwaltsausbildung machen will. Und ich habe gesagt, naja, eigentlich möchte ich überhaupt Anwälte, also Just und Recht ist wichtig, aber ich sehe auch meine das als Anwälte, das ist viel zu fad und zu trocken. Außerdem bin ich gerade im Landtag. Und auch da habe ich auch gesagt, ich habe sogar 5 Jahre die Anwaltsausbildung gemacht.
Carolin Anne Schiebel: Spannend.
Jasmine Chansri: Das war natürlich eine Zeit lang, also das zu Ressourcen und Resilienz, das war dann schon viel, also weil die auch konzipient sind zu sein und noch Landtag, das war schon viel.
Carolin Anne Schiebel: Aber man hört, du warst eine fleißige Person.
Jasmine Chansri: Ja, ja, ich war jung, ich war 130. Das muss ich immer sagen, weil alle immer sagen, wie das geht. Ich war einfach sehr jung und ich war gesund. Und ich hatte auch noch ein Kind. So an, so an. Und ich hatte auch keine Eltern, die ich zum Pflegen hatte. Das muss man schon immer sagen. Man muss viel zusammenpassen, weil sonst scheitert man vielleicht an solche Vorstellungen.
Jasmine Chansri: Und die Anwaltsbildung war ganz toll, da habe ich natürlich dann auch sehr viel gelernt, was mir natürlich im beruflichen Kontext viel hilft, was dann auch viele Netzwerke, natürlich auch viele Freunde von mir sind Anwälte geworden, Richter oder Staatsanwälte aus der Zeit. Und ich habe dort auch schon wieder probiert, mein sozialpolitisches Engagement zu machen. Ich war dort jede Woche, am Mittwoch, war ich in meinem Frauenhaus und habe dort die rechtliche Beratung gemacht. Ich kam in einen geschworenen Prozess erinnern, im Talar, wo 16-Jährige der Wiederbetätigung bezichtigt wurde. Auch da habe ich probiert, meinen Beitrag zu machen. Die haben einfach unreflektiv irgendwelche Hitlerparolen von sich gegeben. Und so kann man auch da sehr viel machen. Ich habe dann gesagt, Der damalige Mandant war ganz besorgt, ob er jetzt inhaftiert wird.
Jasmine Chansri: War natürlich nicht der Fall, aber ich habe gesagt, das weiß ich noch nicht so. Als nächstes muss man alles wissen, was Hitler gemacht hat, was damals wirklich unter Nazi-Herrschaft passiert ist. Und da habe ich auch sehr viele schöne Momente erlebt, wie man Menschen auch begleiten kann.
Carolin Anne Schiebel: Weil es nicht alles boshaft ist, sondern oft einfach aus der Dummheit raus.
Jasmine Chansri: Und der Unwissenheit würde ich fast sagen. Und dort ist es dann entstanden, dass die Sozialorganisationen in Oberösterreich immer größer geworden sind. Und von dort habe ich ja dann auch schon die Volkshilfe als Mandantin exklusiv beraten. Und dann war die Entscheidung, als ich die 30 war, ich hätte Partnerin bei meinem befreundeten Anwalt werden können oder ob ich zur Volkshilfe gehe. Und da hatte ich wieder so ein Aha-Erlebnis, dass viele gesagt haben, die Kanzlei war sogar noch auf der Linzer Landstraße. Ich treffe heute sogar noch Leute, die sagen, ja wie geht es mir denn als Anwältin Und dann wenn ich sage, ich bin jetzt in der Volkshilfe, ich meine damals war ich noch nicht Chefin, da gibt es großes Augenholen und kann man denn da jetzt zu 1 NGO gehen und nicht da vielleicht dieses eher Klischee erfolgreiche Anwältin. Und da habe ich eigentlich immer ein bisschen auf meinen Bauch gehört und habe mich dann entschieden, ich gehe zur Volkshilfe. Und
Carolin Anne Schiebel: was war da dann der Beweggrund?
Jasmine Chansri: Sicherlich schon die Verantwortung. Also ich habe schon gesehen, was man als selbstständige Anwältin leisten muss. Also nicht nur jetzt in der Tat, sondern einfach in diesem Netzwerk. Also wenn man dann so viele Mandanten hat, das geht einem auch natürlich schon nahe. Also wenn man jetzt nicht so vielleicht nur trockenes Vertragswesen macht. Also wir haben sehr viel mit sozialen Geltenden gehabt, sehr viel Strafrecht, Pädophilie genauso, also da gibt es viel Schicksale. Und irgendwie haben wir einfach gedacht, es gibt glaube ich viele Anwältinnen und Anwälte. Und die NGOs sind alle immer größer geworden und habe eben gesehen, dass vielleicht in dem Alter, da muss man jetzt sagen, vielleicht noch ein bisschen Expertise fehlt.
Jasmine Chansri: Das sage ich ja immer, dass es gut wäre, wenn man von vielen verschiedenen Kulturen gesprochen ist. Es wäre einfach auch gut, wenn es viel mehr noch Austausch gäbe, soziales, privates, Leute, die technisch, Leute, die Apps entwickeln, also ich glaube, die Vielfalt entspricht es. Und ich habe einfach gedacht, Ich kann meinen größeren Beitrag wahrscheinlich in der Erfolgshilfe leisten. Ich wollte eigentlich noch ein paar Jahre hin. Das hat sich auch gut ergeben, weil mein Kind war gerade ein Jahr alt. Und ich dachte, das passt uns gut.
Carolin Anne Schiebel: Wie alt ist das Kind heute?
Jasmine Chansri: Jetzt ist er bald 13 im Herbst.
Carolin Anne Schiebel: 13 haben wir. Endlich alte Kinder.
Jasmine Chansri: Und ich habe mich eigentlich immer alle 7 Jahre wieder ein bisschen verändert. Also wenn man meine Wirtin anschaut, ich brauche immer ein bisschen was Neues oder im Tun meiner Arbeit verändert sich was.
Carolin Anne Schiebel: Heute ja alle 7 Jahre ist der Wirt neu.
Jasmine Chansri: Ja, bei mir trifft es zumindest, wenn man sich die Lebensläufe anschaut, sehr zu.
Carolin Anne Schiebel: Vielleicht magst du uns einmal kurz noch erzählen, was denn die Volkshilfe alles tut? Weil man glaubt es, man weiß es, aber ich glaube, wir wissen doch nicht so viel.
Jasmine Chansri: Also grundsätzlich sage ich immer, es ist eigentlich sehr gut, wenn man die Volkshilfe nicht kennt, da schaut man immer jeder irritiert an und uns kennt man eigentlich nur, wenn man Hilfe braucht. Und jedem, den ich in den Brief sage, ist gut, dass du uns noch nicht gebraucht hast. Vielleicht, wenn man gerade heuer 80 Jahre Republik feiern, Also die Volkshilfe ist wirklich sehr dramatisch entstanden, also von jüdischen Emigranten, die es noch geschafft haben, von der Nazi-Diktatur zu fliehen, haben praktisch dann im Ausland, vor allem in England und Schweden und darunter auch eben Bruno Kreisky, haben dann dort die ersten Hilfslieferungen 1947 nach Österreich organisiert. Also das was wir jetzt leider ein bisschen aus der Ukraine kennen, war wirklich so Österreich in Schutt und Asche und Dort wurden einfach die ersten Hilfsgüter auch organisiert und so sind die ersten Hilfs- und Dienstleistungen entstanden, dass die Leute einfach eine Suppe haben oder wieder eine Unterkunft. Und darum kommt dieser Name, glaube ich, auch her, dem Volk zu helfen. Aber aus 1947 gesehen war das damals auch wirklich, glaube ich, dringend nötig. Und also die Volkshilfe ist einfach eine Hilfsorganisation, also wir haben auch, machen auch Entwicklungshilfe, das ergibt sich einfach aus dem Netzwerk. Wir machen, ob es die Ukraine ist, in der Westsahara, bis nach Indien, wenn es irgendwelche Katastrophen gibt, dann haben wir eine Hilfsorganisation und dann sind wir natürlich eine soziale Organisation, also wir sind keine parteipolitische Organisation, aber wir sind natürlich aus der Geschichte, wo natürlich viel Soziales, gerade wenn man an den Ständestaat denkt oder in den 30er Jahre, bevor hat alles in der Diktatur ausgelöscht mit, also für eine praktische, wirkliche Demokratie.
Jasmine Chansri: Und wenn da wir immer denken, da sind irgendwelche Sachen gefährdet, sei es die Pressefreiheit oder die Einschränkung von Gleichstellung oder wir sind gerade im Pride-Monat, also alles, wo es Diskriminierung geht, das ist in unserer DNA, im Grundwerten drinnen, dann steigen wir auf und organisieren auch irgendwelche Petitionen, Demonstrationen und darum haben wir auch viel mit der Politik zu tun, teilweise auch wenn ein Gesetz kommt, machen wir Stellungnahmen. In Oberösterreich und Linz machen wir eben seit über 40 Jahren klassische Dienstleistungen, weil das ist eigentlich ein sehr schönes Bild, wenn man denkt 1947 alle wirklich fast verhungert, Das Volk Österreich und die erste Generation, die dann wirklich wieder alt und gesund werden konnte, waren die 80er Jahre und dann hat man gesehen, das ist ja super, wenn die Leute hier gesund werden, aber die gehören auch irgendwie dann betreut und so sind die mobilen Dienste entstanden, ob das jetzt das Essen auf Rädern ist oder in die Haushalte fahren und das hat die Volkshilfe auch mitentwickelt, ja, in Oberösterreich und in Inz. Und mein Vorgänger hat das mit 2 Leuten begonnen und jetzt sind wir 1700 Mitarbeiterinnen in Oberösterreich.
Carolin Anne Schiebel: Das voliert sich, das ist
Jasmine Chansri: voll krass. Genau, und Das zeigt eben auch die Entwicklung und wir sind die breiteste Volkshilfe in ganz Österreich, also wir sind die drittgrößte Mitarbeiterin im Saal, aber wir decken eben den Flüchtlingsbereich.
Carolin Anne Schiebel: Das heißt, das gibt es in jedem Bundesland? Das gibt
Jasmine Chansri: es in jedem Bundesland. Und Oberösterreich hat sich aber sehr stark entwickelt, auch im Flüchtlings- und Grundversorgungsbereich. Das hat eben im Bosnienkrieg zu tun. Aufgrund der Nähe haben wir damals in den 90er-Jahren auch schon sehr viel Aufbauarbeit gemacht, Flüchtlingsunterkünfte. Und deshalb versorgen wir auch rund 1000 bis 3000 Flüchtlinge und machen sehr viel Integration seit den 40er Jahren. Wir haben ein eigenes Therapiezentrum, auf das wir auch besonders stolz sind, nur für Frauen, die wirklich traumatisiert durch die Flucht, also Vergewaltigungen etc. Ist dann in eigener Sprache mit Dolmetsch. Also ich glaube das sind so Sachen, die man sich heute nicht vorstellen kann und darum kämpft man uns dann oft auch nicht.
Jasmine Chansri: Wir machen auch für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung, also Menschen im Rollstuhl und Menschen, die vielleicht dies oder sie Beeinträchtigung haben, die ein bisschen wieder Hilfe brauchen am Arbeitsmarkt. Genauso machen wir das. Wir machen aber auch, so kennen uns doch wieder ein bisschen einige, wir machen im Auftrag des Landes Oberösterreich ab 4 Jahren in jedem öffentlichen Kindergarten die lokopädische Abklärung. Also alle Lokopädinnen arbeiten für die Volkshilfe im Auftrag des Landes. Und in Oberösterreich sind wir mittlerweile, vor allem wird schon bei der jüngeren Generation für unseren Nachhaltigkeitsschwerpunkt bekannt, für unsere Vintage Jobs. Da sind wir schon sehr stolz, da sind wir praktisch nach dem Landesabfallwirtschaftsverband der zweitgrößte Reuse-Betrieb. Das heißt, wir sammeln ungefähr so rund 270 Tonnen Alttextilien. Das ist bei links der Dom gefüllt mit lauter Alttextilien.
Carolin Anne Schiebel: Wahnsinn.
Jasmine Chansri: Ja, und das so gefährt durch, das macht man. Und wir machen natürlich auch direkte Hilfsleistungen. Erzähl du es trotzdem, weil es immer alle sehr prägt, dass das möglich ist. Ja, also wir haben immer wieder auch Fälle wie zum Beispiel auch Letztes Mal eine junge Mutter mit einem 8 Monate alten Baby, die erst nach 2 Monaten zu uns kam, weil der Strom abgeschaltet war. Also auch da probieren wir eigentlich, wir möchten gerne früher öfters helfen. Und das werde ich immer gefragt. Das bringt ja nichts, dass man nur einmal hilft. Genau das ist eben auch der Sinn, dass die Personen dann bei uns sind, dass man ihnen schon einmal hilft, aber dann schaut, dass sie vielleicht aus dem Umfeld Möglichkeiten bekommen.
Carolin Anne Schiebel: Und wie kommen diese Frauen zu euch oder die Personen, wie wissen die oder wo müssen die sich hinwenden?
Jasmine Chansri: Also grundsätzlich sind wir als Volkshilfe in ganz Oberösterreich mit Büros oder auch online und wir haben auch so klassische Sozialberatungsstellen, Anlaufstellen und meine Erfahrung ist, die wissen dann wo sie Hilfe suchen können, aber es ist viel mehr, weil wir ja heute glaube ich, es geht ja Visibility, Viele kommen einfach nicht aus Scham. Also das scharfe Stessel-Klischee, scharfe Stessel-Klischee nicht, dass alle in der sozialen Schmarotzer-Hängematte liegen. Ganz im Gegenteil, bei uns gibt es viele, die gar nicht kommen oder viel erst zu spät kommen, wie gesagt, weil da hätte man sicher verhindern können, dass der Strom in Oberösterreich abgedreht wird. Die Armut ist einfach nicht sichtbar und die will man auch nach wie vor nicht sehen, zu dem stehe ich auch, Obwohl Oberösterreich und Österreich sehr viel Soziales und Gutes tut. Aber das ist ein bisschen immer eine Diskrepanz, die ich wahrnehme. Man kann und will sich das nicht vorstellen. Und das ist auch eine wesentliche Aufgabe der Volkshöfe, diese Dinge, weil es geht, ein bisschen sichtbar zu machen. Oder trotzdem wieder ein bisschen der Stachel im Fleisch zu sein und zu sagen, hallo, da haben wir noch einen weiten Weg.
Carolin Anne Schiebel: Eine ganz, ganz wichtige Aufgabe und sichtbar für alle und sichtbar aber für die, die es benötigen, dass die wissen, ich darf mich da hinwenden.
Jasmine Chansri: Und dass viele nicht einfach, ich bin ja eben in Frankfurt aufgewachsen, habe das selber gesehen, das kann einmal sehr schnell passieren. Ich habe das bei meiner Mutter gesehen, du bist vielleicht gesundheitlich nicht mehr in der Lage einen Job zu machen, hast dann vielleicht nicht das Privileg eine Familie oder einen Partner zu haben, der vielleicht dann irgendwie was abfangen kann Und dann ist es schon schwierig zu schauen, dass ein Kind ein Essen hat oder Kleidung und Nageln. Das klingt so trivial, aber das hat die Grundbedürfnisse, die oft, wenn gewisse Dinge, ich sage immer, das muss man sich vielleicht wie so Bette Möbeli vorstellen, wenn ein, 2 Sachen nicht im Takt laufen oder rausgerissen werden, dann kann es sehr schnell zusammenfallen.
Carolin Anne Schiebel: Und da hat man Bewusstsein, da drauf zu lenken. Da sind wir ja schon mitten in der Sichtbarkeit. Jasmin, jetzt zu dir. Hast du einen Sichtbarkeitsgegenstand?
Jasmine Chansri: Ja, also eigentlich alle, die mich kennen, sagen, ich habe immer einen Schal dabei und das ist richtig. Ich habe ihn auch heute da. Und warum? Der Schal steht bei mir wirklich einerseits, weil man immer kalt ist, also in Österreich zumindest. In Thailand ist man dann nur kalt, wenn es wo klimatisiert ist, darum brauche ich auch den Schal. Der Schal gibt mir glaube ich ein bisschen Halt. Das ist so ein bisschen meine Festigung und glaube ich wieder auch sich zu stressen und sich zu orientieren und den Schal kann man anders binden, viel binden, aus Manteln umhängen, aus Accessoire und ich habe sehr viele Schals, in irgendeiner Art. Ich
Carolin Anne Schiebel: habe dich mit Schal
Jasmine Chansri: im Kopf. Die meisten kennen mich mit Schal, genau.
Carolin Anne Schiebel: Das heißt, du bist auch in den warmen Ländern mit Schal und Schuhe?
Jasmine Chansri: Ja, aufgrund der Leitaufgabe, wenn es sehr klimatisiert ist. Draußen nicht, aber zum Beispiel ist es auch sehr praktisch, wenn es dann trotzdem mal kurz ein Regen gibt. Ja, auch in den wärmen Ländern kann man einen Schal auch kurz als Regenbonscho verwenden.
Carolin Anne Schiebel: Herrlich, coole Sache. Was war denn dein größter Sichtbarkeitsmoment?
Jasmine Chansri: Ja, mein größter Sichtbarkeitsmoment war sicher, wie ich Landtagsag oder im Vorfeld Jugendkandidatin war, weil ich war Kandidatin der SPÖ Oberösterreich und da gab es eine große Wahlkampf-Tour und damals noch mit der Ossia Hardbratlade, das war eine ganz bekannte Band damals und da sind wir doch ganz Oberösterreich getourt, also wirklich mit so einem Tourbus und da bin ich sicher vor tausende Leute teilweise auf kleinen Marktplätzen bis in Linz genauso gestanden. Also da durfte ich auch das Privileg genießen. Das ist auch ganz wichtig. Ich bin immer gefördert worden und habe natürlich auch viel Coaching bekommen. Ich habe Medientraining bekommen. Das ist natürlich, ich glaube, ich sage das ja immer, weil viele sagen, ich kann das nicht. Ich habe das auch alles gelernt. Also es ist nicht so, dass man jeden Job, das ist wie ein Job gewesen, die Kandidatin und eine mögliche Politikerin zu werden, das kann man alles lernen.
Jasmine Chansri: Aber das war sicher mein größter Sichtbarkeitsmoment und wenn man da jetzt andere Medien vielleicht zitieren darf, dass ich weil ganz groß im Standard auch bei dem Interview war, was praktisch österreichweit war und da habe ich viele natürlich kontaktiert. Das wäre wahrscheinlich so, wenn wir andere in der ZIB oder ZIB2 ist. Aber das sind so wahrscheinlich die größten Sichtbarkeitsmomente, wenn man es quantifizieren würde.
Carolin Anne Schiebel: Und hast du jemals Lampenfieber gehabt? Oder warst du immer die coole Socke, die gesagt hat, ist mir wurscht, ich stehe wieder hin auf den Marktplatz?
Jasmine Chansri: Ich tue mir mit diesem Lampenfieber und Nervöse immer schwer. Ich glaube, man muss, also wenn ich jetzt sage, ich gehe da immer in die coole Socke raus, das ist sicher vielleicht zu locker gesehen, aber ich probiere immer, dass man das vielleicht umlenkt. Also ich habe immer größten Respekt vor den Sachen, auch wenn ich öfter so locker und schärf wirke. Und Demut ist, glaube ich, ganz wichtig in solchen Dingen. Und darum habe ich es mir gesagt, ich hatte das große Privileg, dass ich immer Unterstützung hatte und gefördert worden bin. Also auch mit technischen Tools, aber auch im Umfeld.
Carolin Anne Schiebel: Heißt aber nicht, dass wenn du dann auf 1 Bühne stehst, dass dann alles leicht sein muss, nur weil du die Förderung hast?
Jasmine Chansri: Es ist gar nicht leicht, aber man kann leichter damit umgehen. Und vor allem, ich bin halt aber ein ganz anderer Typ. Ich bin ja nicht, ganz im Gegenteil, ich bin überhaupt nicht so der akribische, betantische Typ. Ich glaube, ich bin aufgrund meiner juristischen Arbeitsausbildung sehr korrekt und strukturiert. Das unterschätze ich oft. Ich glaube, ich fühle, dass ich das auch kann. Aber gerade jetzt auch mit dir in dem Kontext oder auch wenn man mit der Politik zu tun hat oder auch in der Volkswirtschaft, in seiner Krisenkonnektion. Bei uns ist oft was mit Medien oder die Bevölkerung steht auch da und sagt, da gibt es einen Missstand.
Jasmine Chansri: Ich probiere halt immer in der Situation eher offen zu bleiben. Und ob man das jetzt nervös nimmt oder Lampenfieber, aber ich denke mir, wenn ich rausgehe in die Sichtbarkeit, dann muss man das bewusst sein. Und was ich schnell gelernt habe und sehr positiv, weil ich so jung war, habe ich auch oft bei, ich habe ja viele Auftritte, viele Eröffnungen gehabt, das Landtag geschrieben hat und gesagt, verzeihen Sie, wenn ich vielleicht da jetzt noch unsicher wirke, aber ich darf schon sagen, ich bin erst 23 und das fehlt mir vielleicht da an der Erfahrung. Diese Ehrlichkeit, dass man das auch sagt, ja, oder dass man sagen kann, können wir das jetzt nochmal drehen. Oder dass man auch vom Publikum sagt, ja, wisst ihr schon, ich bin schon Politikerin, aber ich bin auch ein Mensch und ja, ich habe mich da vielleicht jetzt nicht so ausreichend vorbereiten können, weil das und das war. Und das, nehme ich wahr, man glaubt immer, es muss alles so perfekt sein. Und auch eine Politik. Und die Politiker sind auch Menschen.
Jasmine Chansri: Und ich glaube, wenn jeder ein bisschen auch das sagt, dass das nicht okay ist, dass man alles, es gibt nichts Perfektes. Wo hat man was Perfektes?
Carolin Anne Schiebel: Ja, vollkommen richtig. Es gibt in
Jasmine Chansri: keiner Beziehung was Perfektes.
Carolin Anne Schiebel: Vollkommen richtig. Ich glaube, da bedenken sich jetzt viele Menschen, könnte ich das auch so easy sehen?
Jasmine Chansri: Nein, ich sehe es ja nicht easy, aber ich habe mir mit dem leichter getan. Aber ich, aber also.
Carolin Anne Schiebel: Und ich glaube, du weißt ganz genau, was du tust. Du hast eine ganz starke Meinung und ich glaube, dadurch lässt du dich schon nicht irgendwie ins Zweifeln bringen.
Jasmine Chansri: Genau, aber was schon bei mir war und weil du Sichtbarkeit gemeint hast, Also zum Beispiel kann ich mich noch erinnern, wie das für Junglandtags angekündigt war, da habe ich ja eine Zeit lang immer Anzüge angehabt. Und dann haben sie mich schon Young Angie genannt, also die junge Angelia Merkel. Und da habe ich schon probiert, vielleicht, das war ein bisschen auch ein Schutz. Also sicher war ich nervös, also nicht, dass da ein falscher Eindruck entsteht. Aber ich habe gemerkt, das bringt mir nichts. Also ich mag schon Anzüge, aber...
Carolin Anne Schiebel: Selbst du hast dich hinter den Anzügen versteckt?
Jasmine Chansri: Ja, zeitang sicher. Und ich glaube jeder, also ich kenne keinen Politiker, der nicht einmal so eine Form gemacht hat. Oder auch kein Manager. Und diese Fehlkultur, das war kein Fehler, sondern ich habe gesehen, das tut mir auch nicht gut und dann habe ich auch schon meine Freude gemerkt, dass sie sagen, das ist nicht mehr authentisch und sobald es nicht mehr authentisch wird, dann muss man glaube ich wieder auf sich gut hören und schauen, wie man es dann vielleicht machen muss. Also da probiert man so ein Klischee. Jetzt werde ich vielleicht Lebenserfahrung, wie ziehe ich mich da so professionell an?
Carolin Anne Schiebel: Ja, super. Und kannst du immer authentisch sein in deiner Arbeitsfunktion? Oder musst du dich manchmal auch zurückhalten?
Jasmine Chansri: Ich sollte mich wahrscheinlich öfters näher zurückhalten. Und das war der Grund, warum ich auch glaube ich, das habe ich ja noch nicht beantwortet, dass auch der Grund war, warum ich dann auch die Politik verlassen habe. Ich glaube, da bin ich zu jung in so hohe Funktionen gekommen und da wollte ich oft viel mehr noch sagen und machen und das hat oft irritiert. Also war nicht schlimm irritiert, aber ich habe mir einfach gedacht, ich glaube das ist nicht so, wie man in Oberösterreich sagt, mein Platzerl. Ich kann mich noch erinnern, da war eine Podiumdiskussion und das war fast zu 23 Uhr und ich habe dann gesagt, ich möchte trotzdem bitten, dass ich ein Brot essen kann, Weil das Buffet ist schon gestanden. Also jetzt haben viele, viele irritiert und haben gesagt, eigentlich haben alle Hunger. Ja, weil wir haben 20 Uhr begonnen und ja einfach oft vielleicht diesen menschlichen Bezug reinzubringen. Und das ist nach wie vor oft schwierig in der Politik.
Carolin Anne Schiebel: Macht es aber für alle Außenstehenden super sympathisch.
Jasmine Chansri: Ja, genau. Da dann
Carolin Anne Schiebel: den Spagat zu machen.
Jasmine Chansri: Gibt es
Carolin Anne Schiebel: für dich Momente, wo du gerne mal unsichtbar gewesen wärst?
Jasmine Chansri: Ja, da gibt es viele Momente. Natürlich habe ich in der Politik viel mitbekommen. Auch Dinge, wo ich schon gewusst habe, war eine tragische Schicksale, gesundheitlich, wo ich bei Personen gemerkt habe, dass vielleicht besser auf sich schauen und nicht nur politische Ämter machen. Also da geht es viel. Ich glaube Gesundheit hat mich sehr geprägt und aber auch Kompetenz sage ich ganz offen. Also ich habe auch gesehen, wenn falsche Personen, ganz wurscht welches Geschlecht, an der falschen Position sitzen und das viel zu lange bewusst geduldet wird. Zu dem stehe ich auch.
Carolin Anne Schiebel: Hast du dich da getraut was zu sagen?
Jasmine Chansri: Ja, zum Teil habe ich das auch gesagt. Das war mir aber immer wichtig.
Carolin Anne Schiebel: Wahrscheinlich ist es gut angekommen, oder?
Jasmine Chansri: Ich habe das zum Teil auch protokollieren lassen und ich habe auch immer probiert das zu begründen. Warum? Also immer objektiv. Ich glaube, das ist auch diese Feedback-Kultur. Es ist ja nicht so, sagen, du gefällst mir nicht oder heute hast du nicht so schön geredet, sondern wenn einfach Kompetenz vielleicht noch nicht vor da ist, dann muss man das für eine verantwortungsvolle Position oder Verantwortung oder ein Projekt, ich glaube, da könnte man uns auch viel mehr noch zutrauen.
Carolin Anne Schiebel: Aber da macht man sich ja nicht immer beliebt, wenn man solche Sachen aufhält.
Jasmine Chansri: Ja, das soll ja nicht. Das Beliebtsein ist, glaube ich, auch der falsche Eindruck in der Politik. Also eigentlich, meiner Meinung nach, Die prägendsten Politikerinnen und Politiker waren nie so beliebt, sondern die haben die Sachen angezeigt und gesagt, wo wir hin müssen. Und wenn man verändern will, kann man nicht beliebt sein. Wenn man was bewegen will, ich glaube es geht dann den Stil und wie man es macht, aber sonst ist man glaube ich falsch, wenn man was verändern will. Wenn man eher verwalten will, dann kann man immer beliebt sein.
Carolin Anne Schiebel: Das heißt, du hast kein Problem damit, wenn die Leute sagen Party.
Jasmine Chansri: Das bin ich auch gewohnt. Ich glaube, ich bin nicht für alle so die strahlende Jasmin Schanzre. Von dem stehe ich auch.
Carolin Anne Schiebel: Und da kannst du nachts trotzdem gut schlafen, wenn du das weißt?
Jasmine Chansri: Ja, weil ich glaube, es geht hauptsächlich darum, wie ich mich mit mir fühle. Und ich habe mir nie, das glaube ich, habe ich auch schon erzählt, auch von meiner Witter, Ich habe mich nie durchs Umfeld prägen lassen. Ich habe mich selber immer geprägt.
Carolin Anne Schiebel: Wahnsinnig cool. Jasmin, wo bist du denn sichtbar? Wo kann man dich sehen?
Jasmine Chansri: Ja, also in meiner Funktion kann man mich sehr sehen. Da bin ich natürlich, sage ich normal bescheiden unterwegs, natürlich brauche ich das auf Social Medias. Man sieht mich da wahrscheinlich eher ganz selten im privaten Kontext, also man sieht da eigentlich nie meinen Ehemann, ja das ist mir einfach wichtig, aber nicht weil er sich schämt oder so, sondern das mag ich einfach. Ich denke mir einfach, da tritt die auf. Und ganz selten mit meinem Sohn, nur wo es mir wichtig ist, jetzt ist er schon ein Teenager, aber auch da frage ich ihn, ob er da sichtbar gemacht werden will. Und Dann bin ich in vielen Sachen nicht so sichtbar, wo ich vielleicht im Hintergrund auch in meinem Netzwerk Personen helfe oder Ideen entwickle. Aber das soll jetzt gar nicht so klingen, dass das so die Wohltuer ist, sondern ich glaube manchmal muss man Dinge im Hintergrund leise machen. Und manchmal muss man auch kreisführungskraft Personen den ersten schritt und auch die Lorbeeren einreisen lassen.
Jasmine Chansri: Ich glaube das ist auch ganz ganz was wesentliches. Diese Bescheidenheit, ich glaube viele Dinge sind auch historisch passiert, wo man gar nicht weiß, wer da alle mitgewirkt hat. Und ich glaube, das ist auch wichtig, Bescheidenheit und Demut habe ich schon gesagt. Voll schön.
Carolin Anne Schiebel: Kümmerst du dich aktiv Sichtbarkeit? Dass du sagst, Mensch, da vielleicht auch mit der Volkswilfe, da wollen wir aufpoppen, da wollen wir gesehen werden, da machen wir uns sichtbar?
Jasmine Chansri: Also ich sage immer, ich habe ja auch praktisch eine Jobdescription, ich darf jetzt schon seit 4 Jahren die Geschäftsführerin sein und mein Vorgänger hat das ja hervorragend gemacht von 2 bis 3 Mitarbeiter auf 1700 Mitarbeiterinnen Und ich darf jetzt schauen, also positiv gemeint und finde das ja das Privileg, dass wir jetzt einfach vielleicht ein bisschen innovativer, digitaler werden, aber das sind schon so Schlagworte. Was meine ich damit? Also ganz besonders stolz bin ich, dass uns das Projekt Update Social gelungen ist. Das ist ein soziales Innovationsprojekt in Kooperation mit der JKU und auch der Stanford Uni, wo ich gerade eben vorgesagt habe, da gelingt es alle Gesellschaftssichten zusammenzuholen. Verkürzt heißt das, dass wir da ein paar Projekte schon im Sozialbereich umgesetzt haben, wo Studenten aus dem AI-Bereich mit Pflegekräften etwas entwickeln und ein Management, die vielleicht im Energiebereich unterwegs sind, Personen, wenn eine Gesellschaft wichtig ist und die sagen, wo kann ich dazu beitragen. Und da probieren wir sichtbar zu sein. Zum Teil in der Szene sind wir da bekannt. Auf das sind wir schon sehr stolz, dass wir da auch diese Komparation mit Stanford haben. Also ich glaube, sehr cool, da sind wir in dieser Wissenschaftskreise eher bekannt.
Jasmine Chansri: Also wenn man da keinen Bezug hat, interessiert es auch keinen, was die Volkshilfe da macht.
Carolin Anne Schiebel: Und ist es dir besonders wichtig, dass du als Jasmin Schanzry sichtbar bist?
Jasmine Chansri: Ja, das ist immer ein bisschen eine Gratwanderung und auch gefährlich, weil die Volkshilfe ist die Volkshilfe und ich darf die Geschäftsführerin sein. Und manchmal passt es vielleicht eben, wir haben ja so viel schon von meiner Winter gesprochen, passt sehr viel gerade eben zu der Volkshilfe und so zur Authentizität, dass ich das halt auch verkörpern kann. Aber viele, also Ich bin in vielen Sachen wahrscheinlich ähnlich, aber privat und in anderen Kontexten kann ich ganz anders sein. Es gibt glaube ich mehrere Yasmin Chandris.
Carolin Anne Schiebel: Okay und das heißt ja nicht, dass du für immer und ewig bei der Volkshilfe sein
Jasmine Chansri: wirst. Ja, ich habe eine Witzarke. Und Das macht es auch spannend und ich glaube auch gut. Ich glaube jetzt bin ich 45 und in Pension sehe ich mich nicht gehen.
Carolin Anne Schiebel: Nein, glaube ich auch nicht.
Jasmine Chansri: In der Volkshilfe.
Carolin Anne Schiebel: Gibt es Herausforderungen im Thema Sichtbarkeit?
Jasmine Chansri: Ja, welche Zielgruppe und welche Methode der Sichtbarkeit. Ich glaube, die Volkshilfe ist sehr sichtbar bei der Zielgruppe, die keine Sichtbarkeit hat. Also weil du vorher gefragt hast, wo finden uns denn die Personen? Also ich glaube, die Leute, die Hilfe brauchen, wissen unsere Qualität zu schätzen und wissen auch, dass man uns immer aufsuchen kann.
Carolin Anne Schiebel: Und das ist ja das Wichtigste. Und das ist eigentlich
Jasmine Chansri: mir das Wichtigste, genau. Also darum sage ich immer, Leute, die ihnen es eigentlich, ich sage jetzt mal für kurz, gut geht, sehen wir uns gar nicht so und das ist okay. Wichtig ist schon, das können wir noch nicht mehr verhören, aber es ist nach wie vor so, wir sind ja gerade auch wieder letzte Woche gegen die Kinderarmut geradelt, es ist so, Es sind viele Kinder, also in dem Fall wirklich jedes vierte Kind, von Armut betroffen. Da heißt es immer, das kann man sich nicht vorstellen. Politik hat das auch gesagt. Armut betroffen heißt ja nur, dass ein Teil irgendwie nicht fehlt. Das ist vielleicht, wie ich vorhin erwähnt habe, die Wohnung zum Teil kalt. Ja, da ist nur ein Zimmer beheizt.
Jasmine Chansri: Das ist ein Fakt, das ist wissenschaftlich belegt, das ist schon armutsbezogen. Oder wo ab der Hälfte des Monats zu wenig Geld da ist fürs Essen. Das sind oft Personen, die auch 2 Berufe haben. Das ist nicht immer so, arm heißt nicht irgendwie sozial oder selbstbedingt. Oder wo einfach zu wenig Geld da ist, ein zweites Paar Schuhe zu haben, weil die anderen Lebenserkostungshalten einfach alles auffressen und oder wenn man alleinerziehend ist. Und das sind die Dinge, da werden wir nie müde werden, das aufzuzeigen.
Carolin Anne Schiebel: Und das finde ich so wichtig, weil wir denen es so gut geht, man vergisst es oft. Und ich finde es so wichtig, dass auch wir dankbar und demütig dahinschauen und sagen, Mensch, wie kann man unterstützen? Genau,
Jasmine Chansri: man kann viel unterstützen, nicht nur durch Geld zum Beispiel. Jetzt machen wir dann auch ein sehr schönes Projekt für die Stadt Linz. Es kommen im August ukrainische Waisenkinder auf Ferienaufenthalt. Und da bin ich jetzt gerade auch in meinem Netzwerk groß unterwegs. So geht es darum, weil wir da gerade in der Nähe von Frostberg sind, hat der Chef vom Botanischen Garten vom Lokal gesagt, kein Problem, wenn ihr in den Botanischen Garten seid, kriegt ihr Essen von mir. Und so schaue ich es gerade. Also jeder kann einem oft viel einfacher einen Beitrag leisten. Also man muss ja nicht immer die große Hilfe machen.
Jasmine Chansri: Jeder ist in seinem Netzwerk und in seinen Möglichkeiten. Ich glaube, das ist auch, sagen wir wieder beim Perfektionistischen und jedem Gefallenwollen, ich glaube das Perfektionistische und jedem Gefallenwollen ist oft eher kontraproduktiv. Ja,
Carolin Anne Schiebel: glaube ich auch. Aber da braucht man auch Selbstbewusstsein. Ich bin mir sicher, das hast du. Jasmin, hast du ein Vorbild oder ein Sichtbarkeitsvorbild?
Jasmine Chansri: Ja, also einerseits sicher meine Mutter. Das hat mich da sehr geprägt. Wie alt
Carolin Anne Schiebel: ist deine Mama mittlerweile?
Jasmine Chansri: Meine Mama ist mittlerweile schon seit aufgrund, wie erwähnt, weil sie schon so lange her hat, insofern sie hat fast schon 10 Jahre verstorben. Aber die hat mich immer so geprägt, weil sie körperlich angeschlagen trotzdem immer probiert hat, alles in meine Bildung zu investieren. Politisch habe ich natürlich auch Bilder, ja alles natürlich, es sind nicht nur Frauen, ja, also ich habe es auch erwähnt, ja, also Kreisky, Dobusch sind Personen, mit denen ich eine Witta bezogen habe Und ich bin ja selbst ein Mentor von vielen Politikern. Ich war ein Mentor von der verstorbenen Barbara Bramer, die, glaube ich, sehr viel politisch und auch für Frauen gemacht hat. Ich habe auch Personen erwähnt, die damals politische Verantwortung hatten, wie im Landwerk war, da bin ich auch immer gefördert worden. Also das sind auch Vorbilder. Und ich lese auch gerade die Memoire an der Angela Merkel und da muss ich sagen Hut ab. Also die Angela Merkel ist auf jeden Fall für mich auch eine sehr inspirierende Person.
Jasmine Chansri: Auch von ihrer Witter, ja.
Carolin Anne Schiebel: Die hat auch schon viel erlebt. Die kommt ja aus dem Osten.
Jasmine Chansri: Die kommt aus dem Osten, aus Pfarrerstochter. Man kann auch viele Ähnlichkeiten oft finden, wie man geprägt wird, obwohl man ganz anders geboren ist.
Carolin Anne Schiebel: Und oft sind es auch nur so Kleinigkeiten, die dann irgendwie triggern, dass man sagt, okay, das ist ein guter Weg, das möchte man auch für mich irgendwie aneignen oder da möchte ich lernen.
Jasmine Chansri: Ja, Beziehungsweise jetzt, wie sie oft die Dinge so bewertet hat, hab ich mir gedacht, da hab ich öfters auch so gehört. Aber nicht jetzt im politischen Kontext, sondern wie man Entscheidungen macht.
Carolin Anne Schiebel: Und ist sicher auch bestärkend, wenn man im Nachhinein sieht, das war mein Weg auch, oder?
Jasmine Chansri: Ja, sicher. Ich glaube, Bestärkung ist auch ganz wichtig.
Carolin Anne Schiebel: Es war ein wunderbares Gespräch mit dir. Ich glaube zum Schluss hast du noch eine Weisheit, die du nach draußen bringen willst. Irgendwas, was dir am Herzen liegt. Das darf ein Termin sein, das darf eine Idee sein, alles was. Jetzt hast du Zeit.
Jasmine Chansri: Mir ist ganz wichtig, dass man die Hoffnung nicht aufgibt. Also ich glaube, wenn man an etwas glaubt, ja, und ich glaube einfach, dass es immer besser werden sollte. Also ich bin ja ein Mensch, der nicht nur rückwärts, also die Vergangenheit ist ganz wichtig, wir können nur erfolgreich in die Zukunft scheitern, wenn man weiß, wo man herkommt. Und das ist in der Volkshilfe so schön, Ortshöhltes Wicke, dass wir da wirklich die sterbenden Personen in Österreich gerettet haben mit Hilfsleistungen. Und jetzt haben wir so einen Wohlstand in Österreich. Also alles ist möglich.
Carolin Anne Schiebel: Alles ist möglich. Vielen Dank für dieses tolle Gespräch, den tollen Vormittag mit dir. Und ich bin mir sicher, wir sehen uns noch ganz oft von draußen wieder.
Jasmine Chansri: Ja, danke sehr. Danke, tschüss. Wenn
Carolin Anne Schiebel: dir dieser Podcast gefallen hat und du mehr Sichtbarkeit und Erfolg auf deinem Berufsweg erleben möchtest, dann lade ich dich recht herzlich ein, an einem meiner Live-Workshops teilzunehmen. Komm nach Linz und arbeite direkt mit mir in 1 inspirierenden Gruppe an deiner Sichtbarkeit und deinem Erfolg. Jetzt gibt es auch den Instagram-Workshop online und du wirst ihn auf meiner Webseite finden. Schon jetzt kannst du dir auch das Ticket für das große Let's Get Visible Female Empowerment Festival am 21. November im Linzer Bruckner Haus sichern. Freue dich auf ein ganztägiges Event mit spannenden Speakerinnen und Speakern, Panel Talks, Workshops, interaktiven Elementen und ganz viel Raum zum Netzwerken. Wenn du dir individuelle Unterstützung wünschst, begleite ich dich auch gerne in einem Einzelcoaching. Dieses Angebot gilt sowohl für Angestellte als auch für Selbstständige, die auf ihrem Karriereweg das nächste Level angehen möchten.
Carolin Anne Schiebel: Alle Termine, Workshops und Events findest du auf www.carolinanne.com oder www.letsgetvisible.at. Ich freue mich darauf, dich bei einem Event oder in einem Coaching persönlich zu unterstützen. Bis dahin, bleib sichtbar, bleib erfolgreich! Deine Carolin Anne.
Jasmine Chansri: Untertitel von Stephanie Geiges
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