Martin Reichetseder - Wie ich lernte, zu mir selbst zu stehen
Shownotes
In dieser Folge von „Let’s Get Visible“ spricht Host Carolin Anne Schiebel mit Martin Reichetseder – Director Legal Services und Group Compliance Officer bei TGW Logistics sowie Co-Founder des Tech-Startups .Loupe.
Martin blickt auf einen ungewöhnlichen Karriereweg zurück: vom Abschluss an der Bundeshandelsakademie über eine Station als Anwalt bis hin zum Unternehmer – und wieder zurück ins Corporate Life. Im Gespräch erzählt er, welche Rolle Werte, Unternehmenskultur und der Umgang mit Menschen für seinen Weg spielen.
Besonders offen spricht Martin über seinen persönlichen Weg zur Sichtbarkeit: Wie sein Mann ihn bestärkt hat, zu sich selbst zu stehen – privat wie beruflich. Er berichtet von Herausforderungen wie toxischen Beziehungen, seinem Outing und Selbstzweifeln.
Außerdem gibt er Einblicke in die Welt der Intralogistik bei TGW, erzählt von der Gründung seines Startups Loop und den Stolpersteinen, ein eigenes Produkt im eigenen Unternehmen zu etablieren.
Ein Gespräch über Mut, Authentizität, den Umgang mit Neid und Ablehnung – und darüber, warum Sichtbarkeit ein entscheidender Faktor für persönlichen und beruflichen Erfolg ist.
Diese Folge richtet sich an alle, die sich beruflich oder privat sichtbarer machen wollen – egal ob im Unternehmen oder als Gründer*in.
Transkript anzeigen
Martin Reichetseder: Und plötzlich hatte ich das Gefühl angekommen zu sein, weil ich jetzt bemerkt habe, was mir wichtig ist. Werte. Werte und eine gute Unternehmenskultur. Die Arbeit mit Menschen, auf das habe ich schlichtweg Bock. Und das kann ich mit meinem eigenen Unternehmen tun und das kann ich auch mit meiner Funktion, mit meiner Rolle, die ich habe, auch in der TGW tun. Und die Freiräume, die mir die TGW gibt und die Freiräume, die mir mein eigenes Unternehmen gibt, die waren dann so ein bisschen, Die waren eigentlich die Basis dafür, dass ich mich dazu entschieden habe, bewusst auch in die Sichtbarkeit zu gehen. Verbunden damit, dass mein Mann mir meine Identität gezeigt hat. Mein Mann war ganz maßgeblich daran beteiligt, mir zu zeigen, wer ich bin.
Martin Reichetseder: Let's get visible, gemeinsam stark
Carolin Anne Schiebel: und frei. Sie ist da, die uns Kraft verleiht. Herzlich willkommen zu Let's get visible. Dein Podcast, der dich mit Mut und Inspiration auf deinem Weg in die Sichtbarkeit unterstützt. Hier ist deine Gastgeberin Carolin Anne Schiebel. Mein heutiger Sichtbarkeitsheld ist Director Legal Services und Group Compliance Officer bei der TGW Logistics und Co-Founder von Loop. Der Jurist bringt nicht nur umfassendes Know-how mit, sondern auch eine klare Haltung. Für ihn gibt es nur ein Label, das zählt.
Carolin Anne Schiebel: Der Mensch. Im besten Fall der gute Mensch. Seine Freizeit verbringt er am liebsten mit seinem Ehemann, dem Unternehmertum und beim Podcasten. Es wird sicher ein interessantes Gespräch. Herzlich willkommen Martin Reichetseder.
Martin Reichetseder: Hallo, vielen Dank für die Einladung.
Carolin Anne Schiebel: Grüß dich, schön, dass du da bist. Danke. Sollen wir unseren Hörerinnen und Hörern erzählen, wie lange wir vor Gespräch
Martin Reichetseder: gehalten haben? Unbedingt.
Carolin Anne Schiebel: Wir sitzen jetzt anderthalb Stunden und haben uns abgedatet über das Leben und eigentlich wäre das schon der Podcast gewesen.
Martin Reichetseder: Tatsächlich hätten wir schon sehr viel Inhalt gehabt.
Carolin Anne Schiebel: Ja, ich glaube auch.
Martin Reichetseder: Ist auch dem geschuldet, weil wir uns auch einen Prosecco kennen.
Carolin Anne Schiebel: Das war, weil du mir erzählt hast, in deinem Podcast gibt es immer
Martin Reichetseder: alles Mögliche. Einen Mutmacher, einen Mutmacher.
Carolin Anne Schiebel: Und das hat mich natürlich inspiriert, dass wir einen Mutmacher öffnen.
Martin Reichetseder: Er schmeckt.
Carolin Anne Schiebel: Das wird ein lustiger Podcast, ich sage dir das.
Martin Reichetseder: Und er fördert den Redefluss. Das stimmt.
Carolin Anne Schiebel: Und wenn ich ehrlich bin, ich vertrage nicht viel, aber wir bleiben trotzdem geschäftlich, wir bleiben seriös und ihr könnt euch auf ein super nettes Gespräch führen. Lieber Martin, heute geht es Sichtbarkeit, aber bevor wir in die Sichtbarkeit einsteigen, nehme ich mir mal ganz viel Zeit und möchte den Wertegang meiner Gäste auch hören. Das heißt, wie bist du zu dem kommen, was du machst? Ich möchte ein bisschen auch die mutigen Stories hören. Was waren so deine gerne Eckpunkte, auch Stolpersteine? Ich habe es gerade vorgelesen, was du alles machst. Du bist sowohl angestellt in 1 leitenden Position als auch hast du dein eigenes Unternehmen gemeinsam mit 1 zweiten Person. Ja, darüber würde ich gerne ein bisschen hören von dir.
Martin Reichetseder: Sehr gern, sehr gern. Boah, wo fange ich denn da an? Also Das klingt alles so wunderbar und ich selbst finde es gar nicht so wunderbar, weil es eigentlich nur mein eigenes Leben ist und ich finde mein eigenes Leben normal.
Carolin Anne Schiebel: Es hört sich viel an.
Martin Reichetseder: Ja, es hört sich nach viel an, aber es ist gar nicht so besonders. Andere finden es besonders, Ich finde es selbst gar nicht so besonders. Ich finde es an der einen oder anderen Stelle manchmal sogar sehr langweilig, mein Leben. Ja, ich bin Angestellter in einem großen internationalen Unternehmen und das war ein Zufall, dass ich dort begonnen habe als Unternehmensjurist und jetzt als Leiter der Rechtsabteilung zu arbeiten, weil eigentlich wollte ich immer ins Ausland gehen. Also ich habe die Bundeshandelsakademie gemacht, also ich habe eine wirtschaftliche Grundausbildung genossen, habe dann Jura studiert und Wirtschaftswissenschaften und wollte nie Anwalt werden. Also Jeder der mich gefragt hat, warum machst du Jura, habe ich mir immer gedacht, naja, weil ich sehr gerne in Lösungen denke. Also ich denke nicht sehr gerne im Streit, ich denke sehr gerne in Lösungen und bin auch sehr kreativ. Und ich glaube, dass die Verbindung zwischen Wirtschaft und Juristerei eine wertvolle Kombi ist.
Martin Reichetseder: Und ich glaube, dass beides ein wundervolles Handwerk ist und ich das Beste aus beiden für meine berufliche Karriere nutzen kann. Aber nicht als Anwalt, sondern ich wollte immer in einem großen Unternehmen arbeiten, aber immer ganz weit weg. Für mich war Österreich immer viel zu klein. Ich bin ein Mühviertler. Ich komme aus einem kleinen Ort, aus dem Mühviertler, St. Georgen an der Gosen. Wir haben 4200 Einwohnerinnen und Einwohner und das war mir immer zu klein. Auch aufgrund meiner eigenen Geschichte, weil ich immer das Gefühl hatte, nicht ich selbst sein zu können und dachte, ich muss weg, der sein zu können, der ich tatsächlich auch bin.
Martin Reichetseder: Und habe dann das Studium in Linz begonnen, dann das Jura-Studium abgeschlossen, das wirtschaftswissenschaftliche Studium nicht, weil ich dann irgendwie durch Zufall in die Anwaltei gerutscht bin. Also irgendwie bin ich dorthin, wo ich eigentlich gar nicht hin wollte. Das ist durch einen Zufall passiert, weil ich einen Job gesucht habe. Ich war mit Jura fertig, hab mir gedacht, jetzt mach ich Wirtschaft fertig und hab mir gedacht, na vielleicht probiere ich Anwalt, irgendwas Juristisches sollte ich vielleicht machen, damit ich doch auch stattfinde in der Juristerei. Und hab dann in Berg bei 1 Kanzlei begonnen als juristischer Mitarbeiter und nach einem Monat war ich dort Konzipient. Und als Konzipient bist du aber nicht Teilzeit, sondern als Konzipient bist du Vollzeit.
Carolin Anne Schiebel: Was bedeutet Konzipient?
Martin Reichetseder: Ich bin
Carolin Anne Schiebel: ja gar nicht in deiner
Martin Reichetseder: Rechtsanwaltsanwerber. In Wahrheit war ich Lehrling. Ich war mit dem Studium fertig und habe begonnen als Lehrling zum Rechtsanwalt. Ich wollte das nie. Ich wollte nie Anwalt werden. Ich wollte immer ganz weit weg und Wirtschaft mit Juristerei verbinden, aber ganz weit weg. So. Und ich habe nur gelernt von meinen Eltern, wenn du was anfängst, dann machst du es fertig.
Carolin Anne Schiebel: Oh, das kenne ich auch.
Martin Reichetseder: Ah, verheerend. Aber gut am Ende des Tages, weil ich habe dann die Rechtsanwaltsprüfung gemacht und habe dann aber nach der Rechtsanwaltsprüfung den kleinen Side-Step. Ich hatte eine toxische Beziehung zu diesem Zeitpunkt und hatte dann die Rechtsanwaltsprüfung. Ich hatte eine toxische Beziehung. Die toxische Beziehung hatte ich beendet und dann war die Rechtsanwaltsprüfung, die habe ich geschafft und dann war für mich so, so und jetzt habe ich die Rechtsanwaltsprüfung in einem Job, den ich nie wollte. Ich habe eine Beziehung beendet, die toxisch war und die ich dann auch nicht mehr wollte und jetzt muss ich raus. Und das war für mich der Schritt, wo ich gesagt habe, ich wechsle jetzt von der Anwaltei und gehe in ein Unternehmen. Bin dann in ein Unternehmen gegangen und aber erst 5 Monate später, weil ich mir die Welt angeschaut habe.
Martin Reichetseder: Weil ich gesagt habe, ich fange wieder in einem Unternehmen an, aber in Oberösterreich. Aber dieses ich muss weit weg, Das hatte ich vorher nicht oder nicht in dem Ausmaß, wie ich mir das gewünscht hätte. Und dann bin ich dann nach der Rechtsanwaltsprüfung weg für 5 Monate, habe mir die Welt angeschaut, bin zurück, habe dann begonnen in einem Unternehmen im Siemens-Umfeld zu arbeiten, in der Rechtsabteilung. In Oberösterreich. In Oberösterreich.
Carolin Anne Schiebel: Bist wieder nicht weit weg.
Martin Reichetseder: Bin ich wieder nicht weit weg.
Carolin Anne Schiebel: Aber habt ihr zusammengelebt in der Beziehung? Ja. Bist ausgezogen aber?
Martin Reichetseder: Nein, er hat bei mir gelebt und er ist dann ausgezogen.
Carolin Anne Schiebel: Hast du
Martin Reichetseder: ihm den Koffer gezeigt? Beziehungsweise hat die Polizei den Koffer gebracht. Oh, okay. Also so toxisch.
Carolin Anne Schiebel: Okay, okay.
Martin Reichetseder: So toxisch. Und dann war ich, ich war dann 5 Monate weg, bin dann in das Unternehmen, war dann im Siemens-Umfeld, hab dann dort die Unternehmensjuristerei richtig kennengelernt. Wurde dann, na da muss ich nur einen Sidestep machen, Ich hatte dann nach 1 gewissen Zeit in dem Unternehmen habe ich meinen Mann kennengelernt, meinen jetzigen Mann damals. Ich habe den auf Instagram gesehen, habe ein Foto von dem gesehen und habe ihm geschrieben, dich heirate
Carolin Anne Schiebel: ich.
Martin Reichetseder: Ohne zu wissen, ob der auf Männer steht, ohne zu wissen, ob der Deutsch spricht, ohne zu wissen, ob der in meiner Nähe wohnt. Ich hab dem einfach geschrieben, dich heirate ich und 6 Monate später waren wir verheiratet.
Carolin Anne Schiebel: Mit ihm ernst?
Martin Reichetseder: Tatsächlich. Und in dieser Zeit war ich in dem Unternehmen. 7 Tage nach der Hochzeit haben sie mich nach Indien geschickt für 3 Monate Und ohne meinen Mann. Mein Mann war dabei in Österreich. Mein Mann kommt übrigens aus Deutschland, hat türkische Wurzeln, hat seine Verbindungen gekappt, ist quasi von Deutschland ganz schnell zu mir gezogen und war dann alleine für 3 Monate. Und ich war 3 Monate in Indien und habe dann bemerkt, das ist es nicht. Also das Unternehmen, das ist es nicht. Das war zwar die Unternehmensjuristerei sehr spannend, auch das Betätigungsfeld war spannend, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass ich angekommen bin.
Martin Reichetseder: Was dazu geführt hat, dass ich das Gefühl hatte, Ich bin überhaupt noch nirgends angekommen. Ich hatte das Gefühl, dass ich so viel in meine Ausbildung gesteckt habe und so viel Wünsche habe für mein Leben und ich meinen Wünschen nachlaufe, ohne meine Wünsche auch tatsächlich zu kennen. Und ich wusste, die Anwaltei ist es nicht. Dann hatte ich das Gefühl, die Unternehmensjuristerei ist es nicht, ich wusste nur nicht was ist es. Aus der Not heraus bin ich wieder zurück in die Anwaltei, weil das kannte ich schon und das war für mich das geringere Übel.
Carolin Anne Schiebel: Hattest du dann mit Ehemann immer nur das Gefühl, Du musst raus in die weite Welt oder hat sich das gelegt?
Martin Reichetseder: Nein, und das begleitet mich jetzt seitdem ich, ich bin jetzt seit über 10 Jahren mit meinem Mann verheiratet. Und es ist, seitdem ich meinen Mann kenne, seitdem ich mit meinem Mann zusammen bin, ist es ein Ankommen. Also ich habe zumindest was, was mich als Mensch ausmacht und was die Beziehung und die Liebe ausmacht, da habe ich das Gefühl, ich bin angekommen. Da habe ich nicht das Gefühl, ich laufe irgendetwas hinterher, sondern ich habe das Gefühl, zumindest habe ich bei diesem Punkt alles richtig gemacht, zumindest für mich, und da kann ein Hacken machen. Und das war für mich zumindest ein Ankerpunkt, und du siehst, dass ich auf meiner Hand einen Anker tätowiert habe. Der Anker ist auch unser Zeichen, unser gemeinsames. Ich habe das Gefühl, ich bin in einem sicheren Hafen, was die Beziehung betrifft. Aber immer noch ein Suchender, was meine berufliche Karriere betrifft.
Martin Reichetseder: Ich bin dann wieder zurück in die Anwaltei, weil ich noch 2 Jahre hatte, mich selbstständig machen zu können und ich mir dann dachte, dann mache ich das auch noch fertig und es ist das geringere Übel, ich muss aus den Strukturen raus, in denen ich war und vielleicht ist es doch die Anwaltei. Es war nicht die Anwaltei. Also ich habe die 2 Jahre erledigt, habe mich dann selbstständig gemacht als Rechtsanwalt und ich war unglücklich. Ich war, Nach außen hin war das alles wunderbar und es war, es ist ein sehr prestigeträchtiger Beruf. Also Anwalt sein ist ein prestigeträchtiger Beruf. Meine Eltern, ich komme aus 1 Arbeiterfamilie, also meine Eltern sind Arbeiter, Und ich war der erste, der in der Familie studiert hat. Und das bedeutete was für die Familie, für meine Eltern. Und wenn plötzlich der älteste Sohn Rechtsanwalt ist, dann bedeutet das etwas.
Martin Reichetseder: Somit habe ich quasi auf den Schultern auch ein bisschen einen Druck gehabt. Nicht, dass sie mir meine Eltern bewusst diesen Druck gegeben haben. Das würde ich jetzt nicht sagen, aber es war immer, ich musste immer funktionieren, ich musste immer gut sein, ich musste immer der Beste sein. Nicht, weil meine Eltern das geschockt haben, sondern weil ich mir selbst diesen Druck auferlegt habe. Wohl auch immer, weil ich dachte, Ich habe aufgrund meiner sexuellen Orientierung ein Manko, das in irgendeiner Form durch Leistung kompensieren muss.
Carolin Anne Schiebel: Hat es für deine Eltern dir jemals dieses Gefühl gegeben?
Martin Reichetseder: Nicht aktiv. Also nicht so, dass sie mir das Gefühl aktiv geben hätten. Also ich wusste, dass meine Eltern und mein Vater durchaus Probleme damit hat, zu einem Zeitpunkt, wo ich noch nicht wusste, dass ich selbst 1 von denen bin. Und das hat mich natürlich begleitet als Jugendlicher. Ich habe mich sehr spät geoutet. Ich glaube, ich war 27 Jahre alt, als ich mich geoutet habe. Und es war gar nicht schlimm. Es war gar nicht schlimm.
Martin Reichetseder: Aber mein ganzes Leben war geprägt von ich muss meinen Manko, dass ich quasi auf Männer stehe, kompensieren durch Leistung und quasi alles, was ich beginne auch fertig machen. Das zieht sich jetzt durch die Karriere und ich sorry, dass dieser Einstieg jetzt so lange ist, weil ich springe ein bisschen in meinen Karriere-Schritten herum.
Carolin Anne Schiebel: Solange es spannend ist, wird weiterreden.
Martin Reichetseder: Es fühlt sich auch ein bisschen an wie Therapie. Aber es ist dann so gewesen, dass ich dann bemerkt habe, die Anwalt, der ist es nicht. Und auch wenn alle sehr stolz waren, dass ich Anwalt bin, das war nicht ich. Das war nicht ich. Und mein Mann hat immer gesagt, ich merke, dass du nicht glücklich bist. Und vielleicht ist es das nicht. Du musst es nicht sein, weil andere wollen und dass andere feiern, weil das so ist. Und ich habe immer das Gefühl gehabt, ich habe mich immer mit anderen verglichen und immer gesagt, so gut wie andere bin ich nicht.
Martin Reichetseder: 1 meiner besten Freunde, der Philipp Sumedha, ist ein hervorragender Anwalt und das war immer so ein so will ich auch sein ich bin nur so nicht und du bist du und so und das zu erkennen dass ich halt so nicht bin und dass die Anwaltei nicht meine Stärke ist das war ein Erkenntnis die relativ die ist dann wieder relativ spät gekommen, weil eigentlich hätte ich mir diesen ganzen Schwachsinn sparen können, in die Anwaltei zu gehen und auf mein Bauchgefühl hören zu sollen, das früher schon gesagt hat, die Anwaltei ist es nicht. Ja, und dann habe ich die Kanzlei zugesperrt und habe dann einen Pfadfinderkollegen getroffen, den Matthias Steinbauer. Und den Matthias Steinbauer, den habe ich getroffen und dann hat er gesagt, wie geht es dir so in deinem Leben? Und ich habe gesagt, du weißt ich sperre gerade meine Kanzlei zu und ich bin irgendwie noch, das Unternehmertum, das gefällt mir, aber ich bin immer noch ein Suchender. Und ich habe so viele Ideen in meinem Kopf, es bewegt sich so viel in mir. Ich weiß nicht, bin ich jemand, der einfach nur jeden Tag ins Büro geht, heimgeht und feiert, dass er eine glückliche Beziehung und einen wunderbaren Mann hat, oder bin ich jemand, der etwas bewegen kann, der etwas bewegen will, der etwas schaffen will und dann trotzdem heimgeht und glücklich ist, weil er eine glückliche Beziehung hat mit einem wunderbaren Mann. Und er hat gesagt, was hast du denn für Ideen im Kopf? Und ich hab dann gesagt, du, ich hab die Idee, ich hab bei der Siemens das Thema Compliance kennengelernt und jetzt ist das dort nicht sehr beliebt, das Thema, aber das Thema ist sehr wertvoll. Beim Thema Compliance geht es ganz stark die Arbeit mit Menschen. Es geht darum, menschliches Verhalten positiv zu beeinflussen bzw.
Martin Reichetseder: Positiv auf Menschen einzuwirken. Es geht darum, die Menschenrechte zu wahren. Es geht darum, Menschen einen Freiraum zu geben, dass sie sich an die Richtlinien und Regeln halten. Da geht es ganz viel Moral, ganz viel Ethik, da geht es ganz viel wie arbeiten und leben wir miteinander, auch im unternehmerischen Umfeld, als Unternehmen mit unseren Lieferantinnen, Lieferanten, Kundinnen und Kunden. Und die Compliance ist so wertvoll und ich habe aber das Gefühl, dass der Zugang zur Compliance so schwierig ist und dass die Menschen nicht verstehen, wie wertvoll das Thema ist, weil es eigentlich negativ konnotiert ist. Und eigentlich brauchen wir einen Werkzeugkasten für die Compliance Officer. Wir brauchen für die Unternehmen einen Werkzeugkasten, der Unternehmen dabei unterstützt, dass sie das Thema einfach und sicher abbilden können und dass sie die Brücke zwischen Regel oder dass sie die Brücke bauen können von der Regel zum Mensch. Und er hat dann gesagt, aber was schwebt da davor? Ich hab dann gesagt, ja da brauchen wir die Meldekanäle, da brauchen wir Freigabeprozesse, da brauchen wir dies und das, Risikomanagement.
Martin Reichetseder: Und er hat dann gesagt, aber dann, das klingt nach 1 Software. Und ich hab gesagt, boah ja, das klingt nach 1 Software, was kostet man das, wenn du mir das programmierst? Und er hat mir dann gesagt, das kostet zwischen 150.000 und 200.000 Euro. Und ich hab dann gesagt, ja, dann ist die Idee auch schon wieder tot. Woraufhin er gesagt hat, aber was ist, wenn wir die Idee gemeinsam verwirklichen?" Und ich habe dann gesagt, du, vielleicht ist es das. Und dann haben wir die Phobie Solutions gegründet und das Produkt quasi ist dann Loop geworden. Und in dem Moment, wo wir in die Planung gegangen sind für das Unternehmen und gesagt haben, wir verheiraten uns jetzt in irgendeiner Art und Weise. Schon wieder heiraten? Schon wieder heiraten. Aber wieder mit einem wunderbaren Menschen.
Martin Reichetseder: Aber dies ist ein wunderbarer Mensch und ist ganz anders als ich. Dies ist ein IT-Nerd, ohne dass dies despektierlich gemeint ist. Dies ist ein völliger Experte in seinem Bereich, eine wahnsinnig inspirierende Person und empathisch und einfach großartig ist plötzlich ein Headhunter auf mich zugekommen und hat gesagt, du ich kenne deinen Lebenslauf ein bisschen und ich hab gesehen, du warst vorher Anwalt, warst dann bei der Siemens, bist dann Anwalt, warst dann selbstständig. Ich hab gesehen, du hältst Vorträge zum Thema Vertragsrecht, du warst international tätig, weil ich hab gesehen, du warst in Indien und hast auch ein Studium in der Schweiz gemacht für 6 Monate. Es gibt ein Unternehmen in Oberösterreich, das sucht einen Unternehmensjuristen. Und ich hab dann gesagt, boah, ja, welcher Unternehmen, wer der ist. Und der Headhunter hat dann gesagt, na, ist die TGV Logistics. Und ich hab gesagt, boah, nee, wer hört? Ich kenn das Unternehmen nicht.
Martin Reichetseder: Und er hat gesagt, na, schau dir das einmal an. Dann hab ich mir das angeschaut und mir gedacht, na ja, okay, das klingt nicht unspannend. Das ist ein sehr wertepasiertes Unternehmen, das klingt nicht unspannend. Das schau ich mir an und bin dann tatsächlich, wurde dann tatsächlich als Unternehmensjurist genommen, aber unter der Voraussetzung, dass ich mein Business nebenbei betreiben darf. Also es war bekannt, dass ich mich gerade selbstständig mache und sie haben gesagt, nein das ist okay, sie geben mir die Berechtigung und die Nebenbeschäftigungserlaubnis, aber ich darf und sollte auch bei ihnen anfangen. Das habe ich getan und 2021 habe ich dann die Rechtsabteilung dort übernommen und 2021 und 2019, also ich habe 2017 dort begonnen, 2019 wurde ich Compliance Officer dort und durfte dann dort das Compliance Management System planen und implementieren, 2021 Leiter der Rechtsabteilung und jetzt bin ich seit 2017 Teil der TGW-Familie und habe nebenbei mein eigenes Unternehmen und plötzlich hatte ich das Gefühl angekommen zu sein, weil ich jetzt bemerkt habe, was mir wichtig ist. Werte. Werte und eine gute Unternehmenskultur.
Martin Reichetseder: Die Arbeit mit Menschen, auf das habe ich schlichtweg Bock.
Carolin Anne Schiebel: Und
Martin Reichetseder: das kann ich mit meinem eigenen Unternehmen tun und das kann ich auch mit meiner Funktion, mit meiner Rolle, die ich habe, auch in der TGW tun. Und die Freiräume, die mir die TGW gibt und die Freiräume, die mir mein eigenes Unternehmen gibt, die waren dann so ein bisschen, oder die waren eigentlich die Basis dafür, dass ich mich dazu entschieden habe, bewusst auch in die Sichtbarkeit zu gehen. Verbunden damit, dass mein Mann mir meine Identität gezeigt hat. Mein Mann war ganz maßgeblich daran beteiligt, mir zu zeigen, wer ich bin.
Carolin Anne Schiebel: Manchmal braucht es von hinten einen Stupser.
Martin Reichetseder: Ja, völlig richtig. Also diese Hand auf der Schulter von hinten, dieses ich bin da, wenn du mich brauchst und ich zeige dir, wer du bist. Also auch dieses ich halte dir jetzt den Spiegel hin. Das war so wertvoll und jetzt muss man wissen, mein Mann ist 10 Jahre jünger als ich und mein Mann kämpft auch gegen seine Dämonen, die er hat. Aber das war, und das fühlt sich immer noch an wie eine Therapie.
Carolin Anne Schiebel: Ich kann gut zuhören. Aber
Martin Reichetseder: es war so wertvoll, weil ich nicht der Mann wäre und der Mensch wäre, vor allem, der ich jetzt bin, hätte ich nicht meinen Mann. Weil mein Mann mich immer zum richtigen Zeitpunkt in die richtige Richtung geschubst hat und immer gesagt hat, mach das, mach das. Und er hat immer gesagt, mach das nicht, wenn er das Glück gehabt hat, das tut mir nicht gut. Und er hat gesagt, die TGW ist super, geht dorthin. Er hat gesagt, gründ dein eigenes Unternehmen und mach das. Er hat auch gesagt, sperr dich, kannst leid sein, das bist nicht du. Und wie ich dann gesagt habe, so, ich habe die Möglichkeiten, einen Podcast zu machen, ich habe die Möglichkeiten, Vorträge und Kinos zu halten, ich habe die Möglichkeiten, auf Kongresse zu gehen und dort über meine Themen zu sprechen, hat er immer gesagt, Martin, die Menschen hören dir zu. Mach das.
Carolin Anne Schiebel: Und du hast ja Erscheinungen und Präsenz. Man hört dir gerne zu.
Martin Reichetseder: Vielen lieben Dank.
Carolin Anne Schiebel: Man hört dir sehr gerne zu. Ich habe jetzt einige Fragen. Meine Güte, ich weiß gar nicht. Du hast so viel erzählt, aber ich muss noch mal ganz vorne eine Frage stellen. Das ist jetzt eine persönliche Frage, aber das ist eine Frage, die mich als Deutsche interessiert. Vielleicht interessiert es dich, wenn du draußen auch. Du hast jetzt immer Jura gesagt. Ich habe in Österreich jetzt gelernt, man muss Jus sagen, damit die Leute wissen, was es ist.
Carolin Anne Schiebel: Hast du für mich jetzt Jura gesagt? Ja. Danke. Okay. Dann wollte ich wissen, was ist das Produkt der TGW? Das hätte mich auch noch interessiert.
Martin Reichetseder: Die TGW ist spezialisiert auf Intralogistik. Wenn ich da jetzt Intralogistik hinwerfe, kannst du dir wahrscheinlich überhaupt nichts
Carolin Anne Schiebel: dazu mitverstehen. Erzähl es für kleine Kinder, dann komme ich mit.
Martin Reichetseder: Ich bin selbst, ich bin Jurist, ich bin ein ganz kreativer Mensch, was man jetzt mit der Juristerei an sich nicht verbinden würde. Ich bin ein wahnsinnig kreativer Mensch. Ich bin kein Techniker. Ich bin auch nicht in Technik verliebt. Die TGW ist ein Technikunternehmen. In was ich aber verliebt bin und für was ich mich begeistern kann, das ist Magie. Und die TGW macht magische Dinge. Die TGW ist für die Magie zuständig, für die gesamte Logistik innerhalb von 4 Wänden, innerhalb 1 Gebäudes.
Martin Reichetseder: Wenn du irgendwo etwas bestellst online, dann macht die TGW die ganze Magie, dass am Ende des Tages das Paket bei dir ankommt. Aber nicht der Transport quasi mit dem LKW vom Lager zu dir oder zur Post, sondern alles was im Gebäude passiert, dass das richtig eingelagert ist, dass das an die richtigen Stellen kommt, dass das richtig einsortiert ist. Das alles verbunden mit Software und Mechatronik, diese ganze Magie, das Knopfdruck, wenn du am Handy etwas bestellst, das am nächsten oder übernächsten Tag bei dir ankommt. Diese Magie, für diese Magie ist die TGW mitverantwortlich. Und für Magie kann ich mich immer begeistern. Für Technik ist es ein wenig schwieriger, weil für das bin ich nicht gemacht, aber für Magie bin ich gemacht. Und für diese Magie möchte ich arbeiten.
Carolin Anne Schiebel: Du bist der beste Werbeträger für die TGW, das ist Wahnsinn. Aber das heißt ab sofort, wenn ich wieder mal zu spät ein Packerl bestelle und brauch's unbedingt, dann ruf ich dich an und du leitest es in die Wege, dass es schneller kommt.
Martin Reichetseder: Du, ich werde schauen, was ich machen kann. Nein, und das ist aber, was die DGW eigentlich viel mehr ausmacht, neben all diesen wunderbaren technischen Errungenschaften, die die DGW hat, das sind die Leute, die dort arbeiten. Also ich gehe jeden Tag gerne ins Büro oder stehe jeden Tag gerne auf, weil ich weiß, das was ich mache hat einen unmittelbaren Impact auf die Leute, die da arbeiten oder die im Umfeld der DGW arbeiten. Die DGW ist ein sehr wertgebasiertes Unternehmen Und es wird wirklich versucht, diese Werte nicht nur an die Wand zu schreiben, sondern auch tatsächlich zu leben. Und wir haben ein neues Management und dieses Management ist so wunderbar. Ich weiß nicht, ob sie das anhören oder nicht, aber deswegen würde ich es auch nicht sagen.
Carolin Anne Schiebel: Sieber muss das dort teilen.
Martin Reichetseder: Das ist einfach, weil ich sage, mir ist Leadership sehr wichtig, weil in allen Stationen, die ich habe und in allen Dingen, die mich so begleiten, sei es in meinem eigenen Unternehmen, sei es mit meinem eigenen Produkt, sei es in meiner Führungsverantwortung, die ich habe in der TGW. Leadership ist der Kern von so viel. Und das ist was, das wird dort sehr groß geschrieben und das ist was, das macht das Unternehmen sehr besonders. Und ich bin einfach froh Teil von dieser Weise zu sein. Ich bin froh Teil dieser Community zu sein.
Carolin Anne Schiebel: Jetzt noch meine letzte Frage. Benutzt ihr dein, also von Loop das System in der TGW?
Martin Reichetseder: Tatsächlich ja, tatsächlich ja. Das muss ich vielleicht kurz erklären, weil sonst kommt man sofort auf die Idee und sagt, Das ist ein klassischer Interessenskonflikt.
Carolin Anne Schiebel: Ja, schon, aber ich finde das sehr gut, weil dann hast du es auch jeden Tag in der Hand und kannst es auch wirklich ausprobieren. Oft gibt es ja Software, wo ich mir denke, wer hat denn die ausprobiert?
Martin Reichetseder: Und das ist, weil du so ein kluger Mensch bist. Also das Produkt lebt ja davon, dass es aus der Praxis für die Praxis gemacht ist. Also die Loop ist ja ein System, das nicht der IT-Techniker gemacht hat und gesagt hat, ich kann mir vorstellen, das sollte man so machen, sondern LOOP basiert auf dem, was tatsächlich in der Praxis von Compliance-Officern oder von der Compliance-Organisation gewünscht wird oder wie Compliance-Verantwortliche arbeiten. Das heißt, die praktische Arbeit fließt in die Digitalisierung ein und LOOP ist tatsächlich dann die Brücke zwischen der Compliance-Organisation zu den Menschen, weil unsere Kernaufgabe ist die Arbeit mit Menschen. Insofern, ja, das ist völlig richtig, der Ansatz ist immer gewesen aus der Praxis für die Praxis. Dass die TGW Loop verwendet und ich mit meinem eigenen System arbeiten kann, ist ein Gewinn und ein Geschenk. Das ist großartig, weil ich dann tatsächlich merke, was brauche ich und was brauche ich nicht. Andere profitieren davon.
Martin Reichetseder: Und auch die TGW, weil wir natürlich alles, was wir machen, kann von der TGW und wird von der TGW auch verwendet. Ich wollte nur nie, dass die TGW-Loop verwendet. Das wollte ich nie, weil mit dem Schritt in die Sichtbarkeit kommt natürlich auch der Neid. Kommt natürlich in irgendeiner Form der Neid. Und was ich nie wollte, ist das, dass man mit dem Finger auf mich zeigt und sagt, ich sehe klar, er ist selbstständig, hat das System und jetzt verwendet er selbst dann nur das System im Unternehmen. Und ich wollte das nie. Es war nur damals, da gab es die Wieselblower Richtlinie und wie die gekommen ist, die EU-Wieselblower Richtlinie, hatte ich damals noch einen anderen Chef. Also ich hatte, da war ich nicht Leiter der Rechtsabteilung, sondern es gab einen Leiter der Rechtsabteilung.
Martin Reichetseder: Und der hat zu mir gesagt, du wir suchen gerade Systeme und ich hätte vorgeschlagen, du schickst ein Angebot und ich hab gesagt, du nein, ich schick kein Angebot. Ich möchte das nicht. Ich möchte die TGW trennen von dem, was ich privat mache. Er hat aber loop auf die Liste geschrieben. Er hat loop auf die Liste geschrieben und hat dann selbst ein bisschen recherchiert und hat dann einen Termin vereinbart mit dem damaligen CFO und wurde dann krank, ist quasi in den Krankenstand gegangen und dann hatte ich den Termin. Und mein damaliger CFO hat dann quasi die Angebote verglichen und hat dann nur den Namen Loop gelesen. Er hat gesagt, was ist das? Und ich bin dann gesagt, das ist mein System. Und im technischen Vergleich waren wir an sehr vielen Punkten einfach besser als andere.
Martin Reichetseder: Und dann hat der Messiaen vorgeschaut, ja und was kostet das? Dann habe ich ihm einen Preis genannt und er hat gesagt, ihr seid ja offensichtlich technisch besser, ihr seid offensichtlich günstiger, ihr in der Organisation, du kennst das System, das muss man sich nur mal anschauen mit der IT und mit dem Einkauf. Ich war dann aus dem Prozess draußen. Mein CFO hat das dann mit meinem vormaligen Chef auch angestoßen. Die IT hat sich das angeschaut mit meinem Kollegen, mit meinem Partner. Wir sind übrigens jetzt zu dritt. Der Thomas Koch ist mit an Bord bei uns als dritter Gesellschafter und Geschäftsführer. Und dann war der Einkauf an und der Einkauf und die IT und dann gemeinsam mit meinen Kollegen das Paket verhandeln und ich war draußen und plötzlich ist eine Bestellung gekommen und ich war aus dem Prozess heraus und die TGW hat sich aufgrund objektiver Merkmale für Loop entschieden und jetzt feiere ich das natürlich total, weil ich mir nie vorwerfen lassen muss, dass ich einen Interessenskonflikt habe. Weil die IT eingebunden war, der Einkauf hat es verhadelt und entschieden hat es die Geschäftsführung und nicht ich.
Martin Reichetseder: Und das ist was, das möchte ich immer dazu sagen, weil natürlich würde ich das hören, hat das eine gewisse schiefe Optik und es klingt auch nicht ganz sauber, aber es ist sicher 1 der Prozesse im Unternehmen, die sehr gut funktioniert haben, was die Auswahl von Produkten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betrifft.
Carolin Anne Schiebel: Ich verstehe deinen Bauchweh vollkommen, weil natürlich, wenn was schief läuft, dann heißt es, da schau dann an. Aber auf der anderen Seite sage ich meinen Leuten immer, bitte immer ja sagen, immer ja zur Sichtbarkeit, ja zu deinen Produkten, weil Du hast es ja entwickelt mit Kopf oder ihr habt es entwickelt mit Kopf. Es ist kein Scheiß.
Martin Reichetseder: Du hast völlig recht mit dem, was du sagst, aber auch das mit der Sichtbarkeit. Das Gleam to Easy, das war eine Reise. Das ist immer nur eine Reise. Das war irgendwann meine Entscheidung, das zu tun und diese Reise zu beginnen. Das war nicht vorhersehbar, was da passiert. Und die Ängste, die ich hatte, haben sich bewahrheitet. Ich kann nur jetzt besser damit umgehen.
Carolin Anne Schiebel: Welche Ängste? Ja, die
Martin Reichetseder: Ängste war immer, ich kann ganz schlecht mit Ablehnung.
Carolin Anne Schiebel: Und Thomas, die Hand geben, kenn ich aber auch.
Martin Reichetseder: Ich kann ganz schlecht mit Neid, weil ich das Konzept Neid nicht verstehe. Das ist ein Konzept, das sich mir nicht erschließt. Ich bin jemand, der sich für andere freut. Ich bin jemand, der gerne mit anderen wächst, aber nicht wächst, weil er auf andere drauf steigt. Ich bin jemand, der andere so sein lässt, wie sie sind und auch noch feiert, wenn sie das schaffen, weil ich das oft nicht konnte. Und darum hatte ich Angst vor Neid und vor dem Neid konnte ich nicht davonlaufen.
Carolin Anne Schiebel: Und wie kommst du damit jetzt gut zurecht? Weil es gibt ja immer, leider, es gibt ja Neider, oder? Also man kann es ja fast nicht vermeiden, wenn man erfolgreich ist. Leider.
Martin Reichetseder: Ich habe gelernt, meine Großmutter, also meine Großmutter, sie ist leider verstorben, aber meine Großmutter, mit der habe ich oft drüber geredet, und habe gesagt, was tu ich denn? Es kommen ganz blöde Aussagen, es sind Aussagen gekommen, ich soll doch unsichtbar werden. Also es sind Aussagen gekommen, die gesagt haben, Du bist zu sichtbar. Und meine Großmutter hat dann gesagt, wenn man nichts Nettes und Konstruktives zum sagen hat, erkläre einen, dann sollte man den Mund halten. Und meine Großmutter hat immer gesagt, erkläre ihnen, dass unsichtbar kein Konzept für Erfolg ist. Und du musst dich für den Erfolg nicht schämen. Und das hat ein Nächterl gebraucht, das zu lernen und auch zu akzeptieren, Erfolg zu akzeptieren. Das ist total grotesk, weil ich arbeite die ganze Zeit auf Erfolg hin. Und ich muss Erfolg akzeptieren.
Martin Reichetseder: Ich musste den Erfolg, den ich habe, und ich bin ein erfolgreicher Mensch. Ich und jeder kann Erfolg definieren, wie er will. Ich finde, ich bin ein erfolgreicher Mensch und ich musste das akzeptieren und ich musste lernen, dass es gut ist, das zu akzeptieren. Und erst mit der Akzeptanz, dass ich erfolgreich bin, zu Recht, weil mir in meinem Leben nie jemand etwas geschenkt hat, das habe ich mir alles selbst erarbeitet. Mit dieser Erkenntnis kam auch, dass es mir nicht egal war und mittlerweile kann ich besser damit umgehen. Ich kann besser damit umgehen, dass Menschen eine Schwierigkeit haben mit meiner Sichtbarkeit und mit meinem Erfolg. Und es ist, in dem Moment, wo ich angefangen habe in der TGW, war Loop nicht erwähnenswert. Mittlerweile ist Loop ein erfolgreiches Produkt, das von den größten Unternehmen in Österreich verwendet wird, sei es die Strabag, sei es die Wüstenroth, sei es die Vienna Insurance Group, sei es die Post, name it.
Martin Reichetseder: Die vertrauen darauf, was wir geschaffen haben. Und das hat sich natürlich entwickelt. Und plötzlich kommt auch mit dem Erfolg der Neid. Und wenn ich jetzt weiß, dass ich erfolgreich bin und das akzeptiere, kann ich leichter mit dem Neid umgehen.
Carolin Anne Schiebel: Fängst du dann an, dich zu erklären, wenn du das Gefühl hast, es kommt eine Neid?
Martin Reichetseder: Das ist eine gute Frage. Ja, tatsächlich.
Carolin Anne Schiebel: Ich lerne ja immer, erkläre dich nicht, nimm das so hin, was die Leute sagen und ignoriere es. Aber ich möchte mich auch immer so rechtfertigen. Ich habe mir das ja selbst erschaffen. Ich habe das alleine geschafft. Und eigentlich müsste es ja gar nicht erklären. Weil jeder hat doch die gleichen, ich meine nicht jeder hat die gleichen Chancen, das klingt jetzt überheblich, aber sage ich jetzt mal hier in unserem Kulturkreis mit den Menschen, die wir zu tun haben, mit den Menschen, die uns vielleicht etwas, etwas beneiden, die hätten es ja auch machen können.
Martin Reichetseder: Die Frage ist sehr gut, ob ich erkläre oder ob ich in eine Rechtfertigung gehe. Vielleicht nicht in eine Rechtfertigung, aber zumindest in das Erklären, dass ich sage, ich habe mir das verdient. Und ich sage das ganz ehrlich, ich erkläre es nicht denen, sondern ich erkläre es in dem Moment mir selbst.
Carolin Anne Schiebel: Dass du es immer wieder sagst.
Martin Reichetseder: Wie ein Mantra. Und ich bin davon überzeugt, dass ich es verdiene. Und das soll auch nicht überheblich klingen, aber wenn man Erfolg für sich definiert hat, und Erfolg ist nicht immer zwingend etwas mit Geld zu tun, sondern das hat vielleicht auch was mit 1 inneren Zufriedenheit zu tun. Das hat was mit Freiheit zu tun. Mein Erfolg ist, meine Freiheit tun zu können, was ich will. Das ist mein Erfolg. Und ich erkläre es mir selbst, wenn mich jemand fragt oder wenn was Dummes kommt. Also es kommt dann, natürlich zitiere ich meine Großmutter, indem ich dann sage, wenn man nichts Nettes und Konstruktives zu sagen hat, dann sollte man halt...
Carolin Anne Schiebel: Sagst du es den Leuten ins Gesicht?
Martin Reichetseder: Ja, ich sage es halt dann, dann sollte man halt die Pappen holen. Weil ich auch gelernt habe, dass nicht nur ich den Spiegel vertrage, sondern auch andere den Spiegel vertragen.
Carolin Anne Schiebel: Ich bin ja überrascht, dass du sagst, dass Menschen dir aktiv das sagen, weil Ich höre immer nur Geschichten hinten rum. Also es gibt keine 1000 Geschichten, nicht dass du glaubst da draußen. Aber wenn es was gibt, dann höre ich es eher hinten rum. Ich würde es ja gerne in mein Gesicht hören, wenn jemand irgendwas zum Sagen hat.
Martin Reichetseder: Es gibt Menschen, die glauben, sie müssen mir sagen, was andere denken oder sie sagen, was andere denken und meinen es aber eigentlich selbst.
Carolin Anne Schiebel: Okay, die verkaufen das unter wem anderen und das ist so, wie ich frage für eine Freundin.
Martin Reichetseder: Ja, völlig richtig, völlig richtig, völlig richtig Und mittlerweile lerne ich damit umzugehen.
Carolin Anne Schiebel: Spannend. Darf ich dir noch eine persönliche Frage stellen? Ja, du musst fragen.
Martin Reichetseder: Das ist schon eine Therapie.
Carolin Anne Schiebel: Du hast jetzt öfters mal die Homosexualität deinen Mann erwähnt. Hast du das Gefühl, dass auch das, was etwas mit dir gemacht hat, im Beruf jetzt? Hast du das Gefühl, du musst dich irgendwie mehr beweisen oder dich mehr erklären? Entschuldigung, dass ich so, aber ich glaube, es ist einfach spannend.
Martin Reichetseder: Du darfst es fragen. Also ich definiere mich nicht über meine sexuelle Orientierung. Ich bin so wie ich bin. Das Zitat, das du gesagt hast, das einzige Label, das für mich zählt, ist Mensch Und im besten Fall guter Mensch. Das ist das Label. Auch die ganzen Buchstaben, die es gibt für die queere Gemeinschaft. Der kleinste gemeinsame Nenne ist, dass wir Menschen sind. Und im besten Fall Gute.
Martin Reichetseder: Aber hat das mit mir was gemacht? Und wie? Ja, tatsächlich. Also es ist... Wie soll ich das jetzt sagen? Also es ist... Ich bin ein Mensch, der mit beiden Beinen im Leben steht. Ich bin ein erfolgreicher Mensch, der sehr sichtbar ist. Sei es auf den Bühnen, sei es auf Konferenzen, sei es weil ich gebucht werde für Webinare, sei es weil ich einen Podcast habe, sei es was auch immer, weil ich in Magazinen bin, weil ich dort auf einem Cover bin, weil nehm ich. Obwohl all diese Dinge passieren und obwohl ich dieses Glück habe, dass mich auch Menschen sehen und hören wollen und ich durch das, dass ich mit beiden Beinen im Leben stehe und als erfolgreicher Mensch gelte und ich mich selbst dafür erfolgreich halte. Erfahre ich Diskriminierung und erfuhr in meiner gesamten Karriere immer wieder Diskriminierung.
Martin Reichetseder: Nicht zwingend offensichtlich, aber es sind Fragen, die gestellt wurden oder die nicht gestellt wurden, Einladungen, die ich erhalten oder nicht erhalten habe, Ratschläge, die man mir erteilt hat. Wie ich mich dazu entschlossen habe, zum Beispiel bei der Rechtsanwaltsprüfung die Kanzlei zu verlassen, wurde mir von meiner Chefin, die hat dann gesagt, geh mal auf einen Kaffee und red mal. Da habe ich gesagt, okay, weil ich hatte ja gekündigt, da habe ich gesagt, nach der Rechtsanwaltsprüfung gehe. Und eigentlich wollte ich vor der Rechtsanwaltsprüfung, ich wollte quasi auch einen Prüfungsurlaub, also man nimmt vor der Rechtsanwaltsprüfung quasi einen Prüfungsurlaub und bereitet sich auf diese wahnsinnig schwierige Prüfung vor, wollte ich schon kündigen. Und sie hat dann überlegt, dass noch mal mit der Kündigung, weil bei uns kannst du ja so sein wie du bist, aber stell dir vor in anderen Kanzleien, die sind ja alle sehr konservativ, da ist das schwieriger. Jetzt macht das was mit mir, weil jetzt denke ich mir, das hat damals, war ich ein junger Mensch. Das
Carolin Anne Schiebel: ist einfach aufgesagt, oder?
Martin Reichetseder: Ich fühle mich jetzt auch noch jung. Ich bin jetzt 41, aber das ist jetzt 11 Jahre her.
Carolin Anne Schiebel: Wir sind noch jung.
Martin Reichetseder: Zumindest schauen wir jünger aus. Oder du schaust noch jünger aus.
Carolin Anne Schiebel: Wir fühlen uns jung, sagen wir so. Aber vor
Martin Reichetseder: 11 Jahren hat das mit mir was gemacht. Ich habe mich mit 27 erurteilt. Ich bin mit 30, war dieser Zeitpunkt und die sagt mir, bei ihnen kann ich so sein wie ich bin und wenn ich woanders hingehe, dann ist es ein Problem. Und da war ich noch nicht in meiner Mitte. Da war ich nicht sicher. Heute denke ich mir, das ist eine völlige Grenzüberschreitung. Heute denke ich mir, das ist eigentlich diskriminierend. Wenn Menschen, die mich treffen, sagen, boah und ich erzähle ganz normal, dass ich mit einem Mann verheiratet bin, ohne mich zu erklären, ohne mich zu outen, dass ich erzähle, wenn jemand mit seiner Frau erzählt, erzähle ich mit dem Urlaub mit meinem Mann.
Martin Reichetseder: Und plötzlich kommen dann so Momente, wo es dann heißt, oh, du bist schwul, aber so schwul schaust du gar nicht aus. Wie schaut man denn aus, wenn man schwul ist? Das ist ja kein...
Carolin Anne Schiebel: Das ist das einige, ja frage.
Martin Reichetseder: Ja, das mittlerweile frage ich das. Früher habe ich das nicht gefragt. Aber es ist ja kein erkennbares Merkmal. Also das ist ja jetzt nicht, wo ich sage, der ist schwul, der ist schwul, schau, die ist lesbisch oder was, oder bisexuell oder was auch immer. Aber das ist diskriminierend. Ich hatte einen Moment, wo mich ein Mensch gefragt hat, wer ist denn bei euch in der Beziehung der Mann oder die Frau? Ja, Entschuldigung. Das sind ja
Carolin Anne Schiebel: beide die Männer.
Martin Reichetseder: Nein, und das ist völlig übergriffig eigentlich. Also wir reden da über meine sexuelle Orientierung. Und du versuchst mir ein Label aufzudrücken oder mich in eine Schublade zu geben oder dir vorzustellen, wer welche Rolle bei uns in welcher Situation auch immer einnimmt. Das ist eine Grenzüberschreitung, das ist diskriminierend. Weißt du
Carolin Anne Schiebel: was, ich glaube schon, dass viele da nicht darüber nachdenken und das gar nicht so meinen. Ich will jetzt die Leute nicht in Schutz nehmen, aber zum Beispiel wie man sagt, wer hat bei euch die Hosen an in der Beziehung? Werden wir Heteropaare genauso wahrscheinlich gefuckt wie ihr, bloß dass es bei euch vielleicht anders, blöder klingt. Mit die Hosen an. Eigentlich, wenn man sich überlegt, das kommt von männlich oder weiblich, die Hosen anhaben. Aber eigentlich wollen wir wissen, wir haben bei euch das Sagen. Wer ist bei euch so die Person? Also bei uns hab ich's, ich drück immer so ein bisschen, ich bin froh, dass mein Mann dann die Dinge macht, wie ich das will. Aber ich glaube manchmal ist das gar nicht böse gemeint.
Martin Reichetseder: Das ist fix nicht immer böse gemeint. Wir müssen
Carolin Anne Schiebel: viel mehr darauf achten, wen wir vor uns haben und wie wir mit den Menschen umgehen. Weil man darf ja neugierig sein. Ich finde ja Neugierige schön, weil das heißt, ich habe Interesse an dir.
Martin Reichetseder: Ja, zu zeigen, man hat Interesse, ist anders als jemanden zu diskriminieren oder eine Grenze zu überschreiten. Mir wurde mitgeteilt, dass man einen Beschluss gefasst hat, dass ich als schwuler Jurist wo arbeiten darf. Was ja im Umkehrschluss bedeutet, man hat mich angestellt, trotzdem ich ein schwuler Jurist.
Carolin Anne Schiebel: Wenn du das jetzt in den 70ern erzählt hättest, hätte ich mir gedacht, okay, kann sein, aber nicht jetzt.
Martin Reichetseder: Es gibt auch, weil du sagst, die Leute meinen das nicht immer böse, aber dann gibt es zum Beispiel so Momente, wo es heißt, mir wurde auch schon gesagt, du solltest meine Nachbarn kennenlernen, weil meine Nachbarn sind schwul. Und ich frage mich dann immer, warum soll ich denn die kennenlernen? Willst du denn meine Nachbarn kennenlernen, nur weil sie hetero sind? Also das ist so dieses, das ist eine Anteilnahme, aber diese Anteilnahme ist halt schnell auch eine Grenzüberschreitung. Und das Einzige, was hilft, ist, dass man darüber spricht. Jetzt habe ich das Glück, dass ich in diesen Situationen etwas sagen kann und dass ich so in meiner Mitte bin, dass ich sagen kann, du, wie darf ich das verstehen oder du, was dett ist, eigentlich pass ein bisschen auf, was du sagst, weil das könnte diskriminierend wahrgenommen werden, weil im besten Fall haben die Menschen eine Lernkurve, die nach oben geht. So, Jetzt muss man aber darüber nachdenken, dass es sehr viele Menschen gibt, die nicht die Möglichkeit haben, etwas zu sagen. Die nicht in ihrer Mitte sind oder die nicht so stark sind, dass sie sagen, ich traue mir das jetzt zu sagen, dass mich das verletzt. Und Darum ist die Compliance so wichtig und die Arbeit in der Compliance so wichtig, weil die Compliance gibt den Menschen eine Stimme, die sie selbst nicht haben. Und über das Thema Diskriminierung muss man reden.
Martin Reichetseder: Und Sichtbarkeit hilft. Und in dem Moment, wo ich mich damals dazu entschieden habe, in der Compliance zu arbeiten und die Compliance auch sichtbarer zu machen, wusste ich, dass ich damit auch eine gesellschaftspolitische Verantwortung habe. Compliance hat eine gesellschaftspolitische Verantwortung, weil wir ganz stark in der Kulturarbeit sind, ganz stark in der Wertearbeit sind, ganz stark ins Verhalten eingreifen vom Managers Compliance Officer, wenn wir hier Freiraume schaffen. Und da war mir klar, dass wenn ich in dieser in diesem Bereich arbeiten möchte und diesen Bereich auch neu denken möchte, muss ich in die Sichtbarkeit gehen und muss ich aber auch offenlegen, wer ich bin, weil ich ja mit dieser gesellschaftspolitischen Verantwortung und mit dem, dass ich das Thema größer denke oder neu denke, geht auch immer eine Verantwortung einher. Und diese Verantwortung umfasst, dass ich eine Stimme bin für diejenigen, die sie selbst nicht haben. Und darum ist, das war mitunter auch ein Grund, warum ich in die Sichtbarkeit gegangen bin, weil wir über diese Themen sprechen müssen. Sei es die Diskriminierung, sei es Werte, sei es Kultur, sei es Antikorruption, sei es Interessenskonflikte. Wir müssen über zwischenmenschliche Beziehungen reden und das ist Compliance.
Martin Reichetseder: Und das ist eine Verantwortung, die ich habe, die ich aber erfüllen kann, indem ich auch tatsächlich in die Sichtbarkeit gehe und mir vor die Bühne stehe und sage, jetzt passt einmal auf, es geht einen Mensch.
Carolin Anne Schiebel: Und ich glaube, der Job ist genau perfekt für dich, weil du auch schon Erfahrung damit gemacht hast, weil du die Diversität selbst lebst und dadurch kannst du das wirklich gut bringen. Wir reden schon ewig, deswegen muss ich jetzt schauen. Du hast nämlich gerade echt die Brücke super geklickt zur Sichtbarkeit und da möchte ich ja heute noch hin mit dir. Ich würde gerne wissen, was war dein größter Sichtbarkeitsmoment? Kannst beruflich und privat nennen. Ich bin
Martin Reichetseder: gerade am Überlegen. Es gibt einige Momente, wo ich sage, sei es das Cover bei den Machern, sei es das Cover jetzt am Pride Magazin, sei es die Ausstellung mit Z'Sein. Also ich bin 1 von 12 queeren Personen, die ihre Lebensgeschichte im Rahmen 1 Kunstprojekts offengelegt haben, mit Fotos. Aber der größte Moment für meine Sichtbarkeit war, war der Tag an dem ich meinem Mann gesagt habe, dass ich mit ihm den Rest meines Lebens verbringen möchte. Der Tag wo ich mit ihm in Steyr am Standesamt gewesen bin und ja gesagt habe. Vor 80 Gästen. Weil das war der Start 1 Reise, die mich sowohl beruflich in die Sichtbarkeit und in den Erfolg gebracht hat, als auch privat.
Carolin Anne Schiebel: Voll schön. Und ich glaube, so wie wir im Vorgespräch geredet haben, war es ein bisschen so ein Befreiungsschlag für dich,
Martin Reichetseder: oder? Das war es definitiv. Das war es definitiv. Weil die Beziehung
Carolin Anne Schiebel: zu meinem Mann ist so bedingungslos.
Martin Reichetseder: Mein Mann erwartet nix von mir, außer dass ich ein guter Mensch bin und dass ich da bin, wenn er mich braucht und umgekehrt genau das selbe. Und mein Mann feiert das, wenn ich erfolgreich bin und wenn ich sichtbar bin. Ich hatte Beziehungen zuvor, wo es immer gekrassen hat, du bist so sichtbar und nein und bitte nicht und bitte nicht und bitte nicht. Aber mein Mann wächst mit mir. Mein Mann hat nie das Gefühl, dass ich ihm davonwachse, sondern mein Mann wächst mit mir. Und das ist schon wunderbar, weil das ist für mich ist es mittlerweile selbstverständlich, aber das ist so, wo ich sage, das ist eigentlich die Quelle meiner Sichtbarkeit.
Carolin Anne Schiebel: Glaubst du,
Martin Reichetseder: wie viele
Carolin Anne Schiebel: Frauen das daheim jetzt ihrem Mann vorspielen, diese Passage. Und ich sage, hört ihr das gut an? Jetzt kommen wir in einen Beziehungs-Podcast. Also ich werde das dem Alex schon mal vorspielen. Du, hast du einen Sichtbarkeitsgegenstand mit dabei?
Martin Reichetseder: Habe ich mit. Ich habe lange überlegt, was ich mitnehme, aber ich trage ihn immer bei mir.
Carolin Anne Schiebel: Aha, jetzt bin ich gespannt.
Martin Reichetseder: Das ist jetzt auch wieder, es ist ein bisschen kitschig vielleicht, aber es ist mein Ehering. Es ist mein Ehering, weil ich nach außen hin zeige.
Carolin Anne Schiebel: Zeig nochmal da in die Kamera.
Martin Reichetseder: Weil ich nach außen hin zeige, wer ich bin. Und auch weiß, wenn ich den Ring anschaue, weiß ich, wer ich bin. Und wer ich sein will. Weil mein Mann das Beste aus mir hervorbringt. Und das ist was, ich kann so sein, weil ich... Also Der Ring erlaubt mir so zu sein, wie ich bin. Dass ich wohin gehe und sage, ich bin mit einem Mann verheiratet. Ich bin erfolgreich, weil ich eine wunderbare Beziehung führen kann, die ihre Tiefe und ihre Höhen hat.
Martin Reichetseder: Das ist eigentlich für mich kein Ring inzuknechten, sondern das ist eigentlich die Quelle alles Guten, was mir in den letzten Jahren so widerfahren ist.
Carolin Anne Schiebel: Bitte, bitte, das muss ich alles mit Alex noch mal erzählen.
Martin Reichetseder: Es klingt ein bisschen kitschig, aber das ist... Ich glaube
Carolin Anne Schiebel: der Alex, der sagt manchmal, Caro, du schaust zu viel Hollywood, aber jetzt schaut, es ist Hollywood, gibt es tatsächlich im echten Leben.
Martin Reichetseder: Es fühlt sich so richtig an und das ist, das klingt jetzt vielleicht, aber wir haben auch unsere Momente, wo wir streiten, bitte, Gorschi, die hat jeder, die hat jeder und wir haben auch schon unsere Tiefs gehabt, weil mein Mann, ich hab's vorhin gesagt, gegen seine Dämonen gekämpft hat. Mein Mann hatte Panikattacken und hat 2 Jahre lang wirklich Schwierigkeiten gehabt, die er wunderbar gemeistert hat. Wo man sagt, da sind wir gemeinsam durchgegangen. Der konnte arbeiten, der konnte kreativ sein, der hat immer wieder Momente gehabt, wo er gesagt hat, du ich brauche dich. Und das ist für Beziehung schon auch belastend, wenn man manchmal mehr Verantwortung übernehmen muss, wie jemand anderen. Aber es gibt ein Wort dafür. Liebe.
Carolin Anne Schiebel: Liebe, ich habe verraten. Voll schön. Hast du Herausforderungen mit Sichtbarkeit? Wie gesagt, ich brauche dich jetzt nicht fragen, wo du überall sichtbar bist, weil wir wissen, du hast Podcasts, Du bist auf LinkedIn voll tätig, du hast die Magazine genannt, haben wir da noch was vergessen? Im Fernsehen bist du sicher, oder?
Martin Reichetseder: Nein, war ich noch nicht.
Carolin Anne Schiebel: Liebes Fernsehen, wir hätten da noch wen, auch ein schöner Mann.
Martin Reichetseder: Vielen lieben Dank dafür, vielen Dank.
Carolin Anne Schiebel: Darf ich das überhaupt zeigen, oder ist das jetzt schon?
Martin Reichetseder: Also Komplimente nehme ich gern.
Carolin Anne Schiebel: Na, sehr gern. Super. Aber Herausforderungen, gibt es das?
Martin Reichetseder: Ja, gibt es.
Carolin Anne Schiebel: Welche wären das?
Martin Reichetseder: Die Herausforderungen sind immer allem gerecht zu werden, was auf mich zukommt. Und auch was erwartet wird, weil Sichtbarkeit schürt Erwartungen. Wenn man sichtbar hat, hat das immer was mit 1 gewissen Transparenz zu tun. Ein gewisser Teil des Lebens wird öffentlich und man muss damit umgehen können. Und die Herausforderung sind, dass dann Menschen auch schnell eine Meinung auch haben von jemandem. Und sich auch das Recht nehmen, eine Meinung zu haben. Und das ist auch okay. Aber die Herausforderung ist immer auch meinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden, bei allem was ich tue.
Martin Reichetseder: Der größte Kritiker bin ich selbst. Ich bin selbst mein größter Kritiker und das ist die Herausforderung diesen Erwartungen auch gerecht zu werden. Die Erwartungen, die ich selbst an mich habe, die andere an mich haben, weil das mit dem Neid habe ich in irgendeiner Form im Griff. Aber die Erwartungshaltung und meinem eigenen Anspruch gerecht zu werden, das ist eine Herausforderung. Und ich habe einen Vorsatz gehabt für das Jahr 2025, den ich wunderbar in den Sand gesetzt habe. Ich wollte eigentlich mehr Nein sagen. Ui. Ich bin ein People Pleaser.
Martin Reichetseder: Mir geht es gut und ich kriege positive Energie, wenn ich gut mit Menschen auskomme und wenn ich Menschen etwas Gutes tue. Das macht mir aus in irgendeiner Form. Führt auch dazu, dass ich aber weniger Nein sage und das geht auf meine eigenen Ressourcen. Und ich merke es schon, gerade jetzt der Mai und der Juni, das war ganz stark getrieben von sehr vielen Konferenzen, sehr vielen Keynotes, sehr vielen Auftritten, sehr vielen Interviews, sehr viel Fotos, sehr viel Überallsein und sehr viel Präsenz. Verbunden mit allem, was ich sonst noch habe, sei es Leadership, sei es was auch immer. Aber das ist on top.
Carolin Anne Schiebel: Dieses Ja sagen hat ja auch etwas Positives, gerade bei solchen Sachen. Es öffnet
Martin Reichetseder: Türen, es öffnet definitiv Türen, es erweitert die Sichtbarkeit und es hilft natürlich mir als meine eigene Marke als Person, es hilft der Marke Loop, es hilft vermutlich auch an der einen oder anderen Stelle der TGW im Employer Branding, weil das ist was, was unsere vorherige Marketingchefin immer gesagt hat, Martin bitte sei sichtbar und erzähl den Leuten, dass du bei der TGW arbeitest.
Carolin Anne Schiebel: Also ich glaube, sowohl das Nein sagen lernen, aber auch das Ja sagen lernen. Ich meine, du bist glaube ich eher der, der zu viel Ja dann sagt, ich
Martin Reichetseder: auch, Aber
Carolin Anne Schiebel: es gibt ja auch Menschen umgekehrt, die sich wirklich schwer tun Ja zu sagen. Weil sie sich nicht trauen. Weil sie sagen, nein das wird mir zu viel oder traue ich mich einfach nicht auf die Bühne oder was auch immer.
Martin Reichetseder: Es helfen vielleicht Vorbilder.
Carolin Anne Schiebel: Das wäre meine nächste Frage gewesen. Hast du Vorbilder?
Martin Reichetseder: Habe ich Vorbilder?
Carolin Anne Schiebel: Wenn du jetzt sagst, dein Ehemann, dann glaube ich das nicht.
Martin Reichetseder: Nein, nein, nein, nein, nein. Ich würde nicht meinen Ehemann nennen als mein Vorbild. Das ist so schwierig, weil ich umgeben bin von sehr vielen inspirierenden Persönlichkeiten.
Carolin Anne Schiebel: Das heißt, das sind jetzt nicht große Persönlichkeiten, die jeder kennt, sondern das sind...
Martin Reichetseder: Nein, ich habe einen sehr familiären Umfeld oder auch im Freundeskreis. Okay, Menschen, die dir nahe sind. Ja, tatsächlich. Menschen, die man... Also Es gibt nicht das eine Vorbild. Es gibt die Summe an Menschen, die wunderbar sind und in meinem Umfeld Großartiges schaffen. Die sind in Summe meine Vorbilder. Also ich habe das Glück, Vorbilder zu haben.
Martin Reichetseder: Mehrere Menschen, die mich inspirieren. Ich habe einen Freund, der René Hofer. Der hat einen spannenden Werdegang. Der ist jetzt Versicherungs- Versicherungsagent. Der hat sich alles selbst erarbeitet. Der hat eine wunderbare Familie. Der hat sich alles selbst erarbeitet. Ist wahnsinnig erfolgreich.
Martin Reichetseder: Ich habe gesehen, wie der gerannt ist für den Erfolg, den er hat. Durch seine Persönlichkeit, auch durch das, dass er Leute hilft. Wunderbar, was der macht. Ich habe einen anderen Freund, Manuel Neumüller, der hat ein Unternehmen gegründet für Klimaanlagen. Aus dem Nix hat der ein Unternehmen gegründet. Mit welchen Ehrgeiz, mit welchen... Ich habe lauter solche Beispiele, die Steffi Thuner zum Beispiel, die ihr Unternehmen gegründet hat, jetzt mit meiner Mitarbeiterin, die Irene Waltersdorfer. Beide inspirierende Persönlichkeiten, die ich bewundere für alles, was sie machen.
Martin Reichetseder: Ich habe so viele inspirierende Persönlichkeiten rund mich. Ich habe meine Eltern, ich habe meinen Vater, der als Schlosserlehrer gemacht hat, der dann die Abendschuhe gemacht hat, der dann Baumeister wurde, der jetzt seit vielen Jahren ein Bauunternehmen leitet. Meine Mutter, die aus einfachen Verhältnissen kommt und die quasi nie das werden konnte, was sie wollte, weil die wollte immer in eine höhere Schule gehen, die aber in ihrem Lehrberuf und in ihrer Tätigkeit ihre Berufung gefunden hat, die ist Verkäuferin. Und wie wunderbar das ist, dass sie Verkäuferin ist, weil die auch mit Menschen arbeitet. Und ich merke, dass ich von den Menschen, die mit Menschen arbeiten und Menschen, die Bock haben, mit Menschen zu arbeiten, dass ich mir da ganz viel mitnehme. Die Leslie Jäger zum Beispiel, ist eine wahnsinnig inspirierende Persönlichkeit. Ich kann es an 1 Person nicht festmachen. Ich lerne jeden Tag Menschen kennen, die mich inspirieren.
Martin Reichetseder: Und das ist was, wenn man sich an Menschen festhalten kann, die gute Dinge machen. Wenn man sie festhält und sagt, das ist was, an dem orientiere ich mich. Und es ist eine Vielzahl an Menschen, die wunderbare Dinge machen. Dann ist das ein wunderbares Potpourri an großartigen Dingen, die man für sich selbst vielleicht nutzen kann oder an denen man sich orientieren kann. Man darf nur 1 nicht vergessen, niemand ist alleine erfolgreich.
Carolin Anne Schiebel: Ganz ein wichtiger Punkt.
Martin Reichetseder: Man braucht Verbündete, man braucht Vorbilder, man braucht Menschen, zu denen man auch aufschaut. Und Menschen, die neben einem stehen, die hinter einem stehen, die auch vor einem stehen oder vielleicht einmal vor einem gehen und vielleicht den ersten Schritt machen, man muss schauen, dass man im Austausch mit Leuten bleibt, dass man sich daran orientiert und für sich auch feststellt, was ist gut und was ist nicht gut. Und mein Problem ist, du stellst mir eine Frage, die eigentlich ganz simpel zu beantworten wäre und es kommt ein Schwall an Antworten. Das tut mir furchtbar leid.
Carolin Anne Schiebel: Nein, das ist ja perfekt, weil ich kann ja einfach nur nicken, weil meistens erzählst du genau die Dinge, die ich dich dann fragen will. Nehmen wir einen Schluss, das ist perfekt. Und das wäre jetzt das super Schlusswort gewesen, aber trotzdem, weil wir haben jetzt schon wieder stunden geplaudert, also es ist so, wir könnten ewig, ich weiß, wir haben vorher schon ewig geplaudert, aber vielleicht magst du trotzdem noch so einen kleinen Schluss sozusagen, das darf eine Weisheit sein, das darf eine Werbung sein, das darf was auch immer sein, irgendwas was jetzt noch los werden möchte, was man damit ausstrahlen.
Martin Reichetseder: Ich weiß, ich habe jetzt tatsächlich schon ein paar Dinge gesagt, aber weil es in deinem wunderbaren Podcast und in deinem wunderbaren Schaffen, das du machst und mit allem, was du auf die Beine stößt, ganz stark Sichtbarkeit geht. Und würde ich sagen, unsichtbar ist kein Konzept für Erfolg. Und Erfolg, das muss jeder für sich selbst definieren.
Carolin Anne Schiebel: Das ist ein super Schlusswort. Super, danke Martin für dieses wunderbare Gespräch.
Martin Reichetseder: Vielen lieben Dank für die Einladung, es war mir ein Erfolgsfest.
Carolin Anne Schiebel: Vielen Dank. Dankeschön. Tschüss da draußen. Wenn dir dieser Podcast gefallen hat und du mehr Sichtbarkeit und Erfolg auf deinem Berufsweg erleben möchtest, dann lade ich dich recht herzlich ein, an einem meiner Live-Workshops teilzunehmen. Komm nach Linz und arbeite direkt mit mir in 1 inspirierenden Gruppe an deiner Sichtbarkeit und deinem Erfolg. Jetzt gibt es auch den Instagram Workshop online und du wirst ihn auf meiner Webseite finden. Schon jetzt kannst du dir auch das Ticket für das große Let's Get Visible Female Empowerment Festival am 21. November im Linzer Bruckner Haus sichern.
Carolin Anne Schiebel: Freue dich auf ein ganztägiges Event mit spannenden Speakerinnen und Speakern, Panel Talks, Workshops, interaktiven Elementen und ganz viel Raum zum Netzwerken. Wenn du dir individuelle Unterstützung wünschst, begleite ich dich auch gerne in einem Einzelcoaching. Dieses Angebot gilt sowohl für Angestellte als auch für Selbstständige, die auf ihrem Karriereweg das nächste Level angehen möchten. Alle Termine, Workshops und Events findest du auf www.carolinanne.com oder www.letsgetvisible.at. Ich freue mich darauf, dich bei einem Event oder in einem Coaching persönlich zu unterstützen. Bis dahin, bleib sichtbar, bleib erfolgreich, deine Carolin Anne.
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